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Naturverbundenheit oder Naturkonsum - Naturerleben aus umweltethischer Perspektive

02.11.2023
Dr. Uta Eser gab mit ihrem Vortrag „Naturverbundenheit oder Naturkonsum“ einen Einblick in die Thematik der Grassauer Gespräche aus Sicht der Umweltethik. Sie griff, wie Rudi Erlacher, den Begriff der Allmende in Bezug auf ein Recht auf Naturverbundenheit erneut auf.
Bild Legende:
Dr. Uta Eser während ihres Vortrags

Der Vortrag startet zunächst mit einem historischen Rückblick auf die Wahrnehmung von Natur und ihrer Gefährdung im 19. Jahrhundert, der Erkenntnis, dass die Forderung nach Naturschutz nicht neu ist, sondern auch schon für über 100 Jahren bestand und wir vor einem Dilemma stehen: Die Naturschönheit ist ein wichtiges Motiv für den Naturschutz, aber gleichzeitig wird die Natur auch durch Naturliebhaber zerstört, welche sie aufsuchen.

Im weiteren Verlauf ihres Vortrages geht Eser auf die Frage ein wieso wir Natur schützen wollen und erläutert in dem Zusammenhang Selbstwert (Wert an sich für sich selbst), Eigenwert (Wert an sich für Menschen) und den Nutzwert (der Natur für den Menschen).

Um den Begriff der Naturbeziehung näher zu definieren, erläutert Dr. Uta Eser die Philosophie der Beziehung, die vom Philosoph Martin Buber entworfen wurde. Dargestellt werden dabei zwei Welten, die Welt der Erfahrung, die sich zwischen dem Ich und Es aufspannt und im Monolog stattfindet, sowie die Welt der Beziehung, die zwischen dem Ich und Du in einem Dialog stattfindet. Anschaulich werden die zwei Welten durch ein Beispiel. In der Welt der Erfahrung, nehme ich den Baum als ES wahr, ich kann seine Art und Gattung bestimmen, Stoffwechselprozesse beschreiben. In der Welt der Beziehung begegne ich dem Baum als DU und erkenne mich in ihm wieder, aber auch gleichzeitig unsere Differenzen.

„Wenn Naturbegegnung die Bedingung ist, eine Beziehung aufzubauen, und die Naturbeziehung eine Voraussetzung der Bereitschaft sie zu schützen, ist ein Ausschluss der Menschen aus der Natur keine Option.“

Bevor Dr. Eser am Ende ihres Vortrages erneut den Begriff der Allmende aufgreift stellt sie nochmal das Recht auf Naturverbundenheit dar, welches jedem von uns zusteht und vom Staat gewährleistet werden muss. Das Problem bei diesem Recht auf Naturverbundenheit besteht darin, dass zwar alle das Recht auf Natur haben, es aber nicht möglich ist, dass alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort dieses Recht wahrnehmen.

Das bringt uns wieder zum Modell der Allmende, dabei erklärt Eser mit einem bergspezifischen Beispiel auch wie es zu einem Konflikt der Allmende kommt (Tragödie of the commons) wenn das kollektive ALLE (alle als Gesamtheit) und das distributive ALLE (jeder einzelne) im Gegensatz stehen:

Alle (kollektiv) wollen die Berge schützen ≠ Alle (distributiv) wollen die Berge erleben

Wichtig ist laut Dr. Uta Eser sich bewusst zu machen, dass der eigene Verzicht etwas Positives, zum in unserem Fall Schutz der Alpen beitragen, sollte und sie verweist dabei auf die Gestaltungsprinzipien nach Ostrom. Damit eine gemeinsame Nutzung funktioniert, muss es klar definierte Grenzen geben. Regeln die bestehen, sollten lokal angepasst sein und es sollte Überwachungs- und Sanktionsmechanismen geben.