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Umstrittene Projekte für erneuerbare Energie

07.09.2022 / Michael Gams, CIPRA International
Vom Wasserkraft-Ausbau in den Bergen bis zur hochalpinen Photovoltaikanlage: Um welchen Preis ist der Ausbau erneuerbarer Energie im alpinen Raum noch vertretbar? Diese Frage beschäftigt Menschen im Kaunertal/A ebenso wie in Gondo/CH.
Bild Legende:
Umweltschützer:innen markieren die geplante Fläche der Photovoltaikanlage «Gondosolar» mit Absperrband. © Mountain Wilderness, Marta Corra

Ein weiterer Staudamm in einem entlegenen Hochtal und zwei zerstörte Bergflüsse: Das wäre das Resultat eines Projekts der Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) rund um das Kaunertal/A. Die ökologischen Schäden durch den geplanten Ausbau wären zu hoch und widersprechen einer nachhaltigen Nutzung der Wasserkraft, wie Kaspar Schuler, Geschäftsführer von CIPRA International, bei einer Medienkonferenz mit der Umweltschutzorganisation WWF Österreich am 31. August 2022 in Innsbruck/A erklärte. «Wir sind nicht grundsätzlich gegen Wasserkraft in den Alpen und beurteilen normalerweise keine Einzelprojekte», so Schuler. «Der geplante Kraftwerksausbau verstösst aber so eindeutig gegen die von uns definierten Kriterien für nachhaltige Wasserkraftnutzung, dass wir die Einstellung dieses Projekts empfehlen.» Er bezieht sich dabei auf die Kriterien aus dem 2021 erstellten Positionspapier der CIPRA zum nachhaltigen Ausbau der Wasserkraft im Alpenraum.

Energiewende ja, Gondosolar nein

Mountain Wilderness Schweiz mobilisiert gegen den geplanten Bau einer Photovoltaikanlage inmitten einer bislang unerschlossenen Berglandschaft im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Italien. Auf einer Fläche, die 14 Fussballfeldern entspricht, soll eine freistehende Photovoltaikanlage (PVA) Strom für rund 5‘300 Haushalte liefern. Kritisch sehen das Projekt «Gondosolar» neben Mountain Wilderness Schweiz auch die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Pro Natura und regionale Vertreter:innen der Schweizer Grünen. Ein weiterer Rückzugsraum für Wildtiere ginge verloren, ein historischer Römerweg würde an Qualität verlieren. Zudem wäre es ein Präzedenzfall für freistehende PVA, obwohl es ökonomisch effizienter wäre, Solarstrom im Mittelland oder auf anderem bebautem Gebiet zu produzieren. Mitte August 2022 fand daher im Rahmen von «Feuer in den Alpen» eine Protestaktion auf der Alpjerung, der Projektfläche von Gondosolar, statt. Die CIPRA forderte bereits in ihrem 2020 veröffentlichten Positionspapier Landschaft eine koordinierte Planung, die sowohl Vorranggebiete wie auch Ausschlussgebiete für Energie-Infrastrukturen in Berggebieten definiert.

 

Quellen und weiterführende Informationen: https://mountainwilderness.ch/aktuell/detail/energiewende-ja-gondosolar-nein/ (de), www.cipra.org/de/medienmitteilungen/stopp-fuer-zerstoererisches-wasserkraftprojekt-in-oesterreich-gefordert (de)