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Standpunkt: Wir brauchen mehr junge Menschen in den Alpen!

11.12.2022 / Kathrin Holstein, CYC
Überalterung, Abwanderung und aussterbende Ortschaften sind typische Probleme für viele Bergregionen. Es müsse daher für junge Menschen wieder attraktiver werden, in den Alpen zu leben, meint Kathrin Holstein, Mitglied des CIPRA Jugendbeirats und Mitarbeiterin des Gemeindenetzwerks Allianz in den Alpen.
Bild Legende:
Kathrin Holstein, Mitglied des CIPRA Jugendbeirats (CYC) © Privat

Wohin zieht es junge Menschen aus den Bergregionen Europas? Laut einer Studie von Euromontana wollen 95% in den Bergen wohnen bleiben, wobei ein kleiner Teil temporär umsiedeln würde. Lediglich 5% haben vor wegzuziehen. Es ist vor allem die Nähe zur Natur, die Vielfalt an Freizeitangeboten und die Lebensqualität, die die Bereitschaft und den Wunsch junger Menschen antreibt, in den Bergen wohnhaft zu bleiben. Tatsächlich ziehen aber die meisten von ihnen weg. Ihnen fehlt die passende Infrastruktur, ein umfangreiches Job- und Bildungsangebot und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. 

Heute kann man doch zumindest innerhalb der EU überall leben und arbeiten, oder? Theoretisch ja. Die Frage ist nur, in welcher Form. Die Job- und Bildungsperspektiven in den Alpen sind trotz des steigenden Angebots von mobiler Arbeit nicht vielfältig genug. Man findet sie eher in den urbanen Zentren des Voralpenlandes. Auch das unzureichende Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln hält junge Menschen davon ab, in inneralpinen Regionen zu bleiben oder dort hinzuziehen. Es ist kaum möglich, sich ohne Auto fortzubewegen, wenn man die Anbindung an naheliegende Städte sucht. Wie soll die nachhaltige Entwicklung der Alpen in Zukunft stattfinden, wenn wir selbst der nächsten Generation kein gutes Beispiel vorleben können?

Junge Menschen müssen die Möglichkeit haben, sich in den Alpen selbst verwirklichen zu können. Sie müssen die Chance bekommen, mit gutem Beispiel für ein umweltbewusstes und nachhaltiges Leben voranzugehen und ihren Wohnort besser kennenzulernen. Denn man schützt das, was man kennt, am meisten. Es müssen offene Begegnungsräume ohne Konsumzwang geschaffen, Vorzeigebeispiele gesammelt und der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Wir müssen aufhören, in Zahlen zu denken und sollten die Wirtschaftlichkeit dieser Massnahmen an zweiter Stelle sehen. Der Wert solcher Veränderungen ist nicht direkt messbar, sondern macht sich erst in zukünftigen Generationen bemerkbar. Für eine nachhaltige Entwicklung brauchen wir mehr junge Menschen, die in den Alpen leben wollen.