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Die finale Gletscherschmelze

20.04.2024 / Sophie V. Mahlknecht, CIPRA International
Die Gletscher leiden bereits seit Jahren unter den Folgen des Klimawandels, die letzten Zahlen aus den Alpenländern sind dennoch erschreckend: In den Messungen von 2022/2023 schrumpften die Gletscher in den Alpen so stark wie noch nie zuvor. Ein Forschender des österreichischen Alpenvereins bezeichnet die Situation als «hundsmiserabel».
Bild Legende:
Die Gletscherzunge der Pasterze zog sich seit den letzten Messungen um 203,5 Meter zurück. © ÖAV Gletschermessdienst / Andreas Kellerer-Pirklbauer

Laut Prognosen werde Österreich in 40-45 Jahren – bis auf ein paar Restgletscher – eisfrei sein, so die Forschenden. Während manche Gletscher etwa in den 70er Jahren je nach Wetterbedingungen im Jahresverlauf zum Teil grösser wurden, sind die aktuellsten Messungen ernüchternd: Die Pasterze unterhalb des Grossglockners/A ging um 203,5 Meter zurück, der Rettenbachferner in den Ötztaler Alpen um 127 Meter. In den anderen Alpenländern sind die Ergebnisse ähnlich: In der Schweiz beispielsweise wurde in den letzten zwei Jahren ein Gesamt-Gletscherrückgang von einem Zehntel des Gesamtvolumens gemessen, der Triglav-Gletscher in Slowenien umfasst nur mehr eine Fläche von 0,2 Hektar. In der Fachwelt werden solche kleinen Gletscher als «Glacierette» bezeichnet, ihr endgültiges Sterben in den nächsten Jahren ist nicht mehr zu stoppen.

Welt ohne Gletscher

Vor diesem Hintergrund stellt Michael Zemp, der Schweizer Direktor des Welt-Gletscher-Beobachtungsdienstes, in einem aktuellen Interview mit dem SRF Überlegungen zu einer Welt ohne Gletscher an. In solch einem Szenario wäre das massenhaft in die Täler strömende Gletscherwasser unser kleinstes Problem, denn viele andere Klimakipppunkte wie etwa das Steigen der Meeresspiegel, die Versauerung der Ozeane und das Abtauen des Permafrosts seien dann schon überschritten. Dennoch gäbe es laut Zemp eine einfache Möglichkeit, all das zu verhindern: Den CO2-Ausstoss massgeblich zu reduzieren. Ein klarer Auftrag für die Politik in den Alpen und darüber hinaus. Die Vereinten Nationen haben die Dringlichkeit bereits erkannt und 2025 zum «Internationalen Jahr zum Schutz der Gletscher» erklärt.

 

Weiterführende Informationen und Quellen:

https://www.alpenverein.at/portal/news/2024/2024_04_05_Gletscherbericht-2022-23.php (de), https://www.srf.ch/news/gesellschaft/gedankenexperiment-was-waere-wenn-alle-gletscher-weltweit-abschmelzen-wuerden (de), https://www.bbc.com/news/world-europe-66950328 (en), https://www.derstandard.de/story/3000000214604/oesterreich-wird-in-rund-40-jahren-eisfrei-sein (de), https://www.wwf.ch/it/stories/la-morte-dei-ghiacciai (de, fr, it), https://www.rtvslo.si/okolje/verjetno-smo-zadnja-generacija-ki-ostanke-triglavskega-ledenika-se-lahko-opazuje-v-zivo/683741 (sl), https://www.klimazeugen.eu/slowenien-gletscher-und-klimawandel/ (de), https://glamos.ch/#/B36-26 (de, en, fr, it) https://www.water-climate-coalition.org/news/2025-declared-as-the-international-year-of-glaciers-preservation/ (en)