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Standpunkt: NGOs und Bergbauern brauchen mehr gegenseitiges Vertrauen

05.10.2023 / Louise Drompt, CIPRA-Jugendbeirat
Biodiversität schützen, Natur bewahren und nachhaltige Berglandwirtschaft betreiben: Das ist nicht immer einfach. Um diese Bedürfnisse in Balance zu halten, sollten NGOs verstärkt mit Bergbauern und Bergbäuerinnen zusammenarbeiten, sagt Louise Drompt, Mitglied des CIPRA-Jugendrats. Sie wuchs in der Schweizer Region La Gruyère auf, die Tradition der Berglandwirtschaft ist stark in ihrer Familie verankert.
Bild Legende:
Louise Drompt ist Mitglied des CIPRA-Jugendbeirats © Tabea Hablützel

Angesichts der Bedrohung durch das sechste Massenaussterben in der Geschichte des Lebens auf der Erde ist es dringend notwendig, die aussergewöhnliche biologische Vielfalt der Alpen zu erhalten und zu schützen. Die Berge dienen auch als Lebens- und Arbeitsraum für Landwirte. Diese Menschen wissen viel über die Berge, die Tierwelt, die Flora und die Geografie. Dennoch ist es manchmal schwierig, einen Konsens zwischen Naturschutz und Berglandwirtschaft zu finden.

Für ein Gleichgewicht zwischen Artenvielfalt und Alpwirtschaft braucht es ein stärkeres gegenseitiges Vertrauen. Ich bin der Meinung, dass NGOs, die sich für den Alpenschutz einsetzen, direkter mit den Menschen zusammenarbeiten müssen, deren Lebensunterhalt von der Berglandwirtschaft abhängt.

Ein intensiverer Dialog würde zur grösseren Akzeptanz von Massnahmen zur Förderung der Artenvielfalt beitragen. Bei einem kürzlichen Besuch in einem der Pro-Natura-Naturschutzgebiete im Kanton Freiburg in der Schweiz machte ich mir ein Bild vor Ort. In diesem Schutzgebiet bewirtschaftet eine einheimische Familie im Sommer eine Alp und hält sich dabei an die Vorschriften des Schutzgebiets. Trotz der Legitimität dieser Vorschriften stellen sie den Betrieb der Alp vor viele Herausforderungen. Dort gibt es beispielsweise keine Zufahrtsstrasse und keinen direkten Stromanschluss. Käse und Ausrüstung müssen mit Maultieren ins Tal transportiert werden.

Die Berglandwirtschaft ist wesentlicher Bestandteil des alpinen Kulturerbes und der Wirtschaft im Alpenraum. Die bäuerlichen Traditionen und das Fachwissen müssen angesichts zunehmender Herausforderungen bewahrt werden. Dürren, Personalmangel, Milchpreise und der Druck durch die Gewinnspannen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie erschweren die Arbeit dieser spezialisierten Betriebe.

Trotz aller Interessensunterschiede zwischen Umwelt-NGOs und Bergbauern würde ein Wissensaustausch mehr gegenseitiges Vertrauen und die Basis dafür schaffen, dass die Biodiversität erhalten bleibt und die Berglandwirtschaft auch angesichts der fortschreitenden Modernisierung überleben kann. Mit Projekten wie «Dialog zum Wolf - Hirt:innen-Netzwerke in den Alpen stärken» unternimmt die CIPRA bereits Schritte in diese Richtung.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.nationalgeographic.fr/sciences/2020/01/en-realite-la-terre-aurait-connu-6-extinctions-de-masse (fr), www.24heures.ch/les-alpages-continuent-de-faire-vivre-des-familles-382246199917 (fr), www.cipra.org/en/cipra/international/projects/current/dialogues-on-wolves-2013-strengthening-shepherds2019-networks-in-the-alps (en, de, fr, it, sl)