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Natur geniessen statt Staub schlucken

26.06.2023 / Francesco Pastorelli, CIPRA Italien
Auf der Via del Sale (Salzstrasse) reisten einst Soldaten, Händler, Hirten und Schmuggler. Heutzutage treffen dort Radfahrende und Wandernde auf viel zu viele Motorräder und Geländewagen. Der Weg zur Reduzierung von Lärm und Abgasen ist vorgezeichnet – wir müssen ihn nur gehen.
Bild Legende:
Der motorisierte Freizeitverkehr auf der Via del Sale musste reguliert werden. © Francesco Pastorelli

Zwischen Ligurien und der Region Piemont verlaufen rund 2’000 Kilometer hochalpiner Militärstrassen aus dem Zeitraum zwischen 1700 und den 1930er-Jahren. Diese Hochgebirgsstrassen bildeten zusammen mit einer Reihe von Verteidigungsanlagen den so genannten westlichen Alpenwall. Nach dem Wegfall seiner militärischen Funktion verfiel dieses historische und kulturelle Erbe zunächst. Erst allmählich entwickelte sich eine kontrollierte touristische Nutzung der unbefestigten und teils auf 2’000 Meter Seehöhe verlaufenden Strassen. Sie sind fast ausschliesslich im Sommer passierbar, führen über wilde Hochebenen und Almwiesen, vorbei an Bergmassiven und entlang hoch aufragender Felswände. Einer der berühmtesten Abschnitte dieser Höhenstrasse ist die Alta Via del Sale. Über die ligurischen Alpen verbindet sie das Piemont mit Ligurien und führt von dort weiter zum Meer, wobei sie in einigen Abschnitten französisches Gebiet berührt.

Weniger Platz für Motorräder und Geländewagen

Ende der Neunziger Jahre herrschte hier jeden Sommer eine Art Wilder Westen, es gab keine Regeln oder Kontrollen: Ein Paradies für Geländefahrzeuge auf zwei oder vier Rädern – auch aus Ländern, in denen solche Offroad-Exkursionen nie erlaubt waren. Schliesslich unternahm der Naturpark Marguareis erste Versuche, Parkflächen zu begrenzen und wollte sowohl italienische als auch französische Gemeinden dazu bewegen, den motorisierten Verkehr in diesem sensiblen Gebiet einzubremsen. Die rasante Entwicklung des Fahrradtourismus und insbesondere der Boom der E-Mountainbikes zeigen mittlerweile, dass es mehr als nur Motorräder und Geländewagen gibt und dass sich diese Strecke als Trumpf für den Tourismus in der Region erweisen könnte. Seit einigen Jahren beschränken eine Maut und vor allem die Begrenzung der maximal zulässigen Fahrzeuganzahl von 80 Autos und 140 Motorrädern pro Tag den Andrang. Zusätzlich bleibt die Strecke an zwei Tagen pro Woche ausschliesslich Wandernden und Radfahrenden vorbehalten. Sie geniessen an diesen Tagen ein aussergewöhnliches Naturerlebnis ohne Lärm, aufsteigenden Staub und ohne das Risiko, überfahren zu werden. Für die Zukunft wäre es wünschenswert, die Zahl der für den motorisierten Verkehr gesperrten Tage zu erhöhen und die vorhandenen Geschwindigkeitslimits zu kontrollieren. Würden weniger Autos und Motorräder die Einnahmen verringern, die für die Instandhaltung dieser Strassen notwendig sind? Ich glaube, dass die Radfahrende bereit wären, eine Zugangsgebühr zu entrichten – sofern sie dafür in den Genuss seltener Schönheiten kommen und diese nicht mit Autos und Motorrädern teilen und deren Staub fressen müssten. Auch die empfindliche Natur würde davon profitieren.

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