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«Gesundheit geht vor!»

26.06.2023 / Maya Mathias, CIPRA Internationa
Das Auto in der Garage stehen lassen und den Arbeitsweg für mehr Bewegung nutzen: Wie wir gesundheitlich davon profitieren, zeigt ein Experiment in Lyon/F. Welche Faktoren die Menschen dabei besonders motivierten, erklärt die Projektleiterin Lucie Verchère.
Bild Legende:
Beim Experiment «1000 Bornes» in Lyon/F bekam jede teilnehmende Person eine Uhr, welche die tägliche Anzahl der Schritte erfasste. © pixabay

Wie schwierig war es, Freiwillige für das Experiment zu finden?

Wir mussten zunächst 50 Freiwillige unter den Beschäftigten der Stadt Lyon finden, die ihr Auto für den Weg zur Arbeit abstellen und stattdessen mehr zu Fuss gehen oder das Fahrrad benutzen wollten. Das war glücklicherweise kein Problem und diese Zahl haben wir sogar sehr schnell übertroffen. Jede:r Freiwillige bekam eine Uhr, welche die tägliche Anzahl der Schritte erfasste.

Welche Gründe waren ausschlaggebend für die Teilnahme?

Gesundheit geht vor! Bei der Befragung kamen zunächst mehrere Gründe für die Teilnahme zusammen, aber das Thema Gesundheit war das wichtigste. Die Teilnehmenden hielten die ärztlichen Termine im Projekt für wichtig, weil diese Gespräche nicht nur eine objektive medizinische Beurteilung lieferten, sondern auch eine persönliche Einschätzung ihrer Gesundheit und Fitness ermöglichten. An zweiter Stelle folgte der Wunsch, Mobilitätsgewohnheiten zu ändern und das Interesse an den Themen Mobilität und Ökologie.

Wie haben Sie die Teilnehmenden motiviert?

Ein Faktor für den Erfolg und die Akzeptanz war die spielerische Komponente, um den experimentellen Charakter in den Hintergrund zu rücken und eine hohe Motivation aufrechtzuerhalten. Trotz der monatelangen Gesundheitskrise durch Corona war die Mehrheit der Teilnehmenden bei der abschliessenden Auswertung noch dabei. In der Mitte des Projekts organisierten wir einen Wettbewerb, bei dem es Preise zu gewinnen gab. Zudem fand ein geselliger Tag im Groupama Stadion satt, wo wir die Ergebnisse präsentierten. Kurz gesagt: Wie zahlreiche Studien zur Verhaltensänderung zeigen, reichen Aufforderungen und technische Ansätze allein bei weitem nicht aus. Man muss begleiten, um zu überzeugen und die Menschen in den Mittelpunkt der Massnahmen stellen.

Was war das Ergebnis des Versuchs?

Das Experiment war ein Erfolg. Bei der abschliessenden Befragung berichteten die Teilnehmenden, dass sie eine leichte Verbesserung in Bezug auf die Kurzatmigkeit, Müdigkeit und Schlafqualität verspürten. Sie hatten jedoch nicht das Gefühl, dass sie Gewicht verloren haben. Weitere Vorteile waren unter anderem mehr Entspannung und weniger Stress sowie mehr Energie.

 

Lucie Verchère ist ausgebildete Psychologin und war in der Stadt Lyon für die Abteilung «Zeit & innovative Dienstleistungen» zuständig, insbesondere für das Thema «Zeit & Mobilität». Derzeit arbeitet sie im Netzwerk «Tempo territorial» und begleitet dort zeitpolitische Massnahmen.

«1000 Bornes»: Das Experiment «1000 Bornes» lief neun Monate (2020 bis 2021) im Gebiet von Lyon und war Teil eines europäischen Melinda-Programms, das die Stadt Lyon in Kooperation mit dem Regionalverband AURA-EE und zusammen mit fünf anderen Ländern im Alpenraum begleitete. Das Projekt zeigte, dass es gut für die Gesundheit ist, sich körperlich zu betätigen und das Auto stehen zu lassen.

Weiterführende Informationen: www.tempoterritorial.fr/ (fr) www.millenaire3.com/ressources/bilan-du-projet-melinda-1000-bornes (fr)

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