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02.03.2018
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Rückkehr mit Konfliktpotenzial

Die grossen Raubtiere sind in Europa wieder auf dem Vormarsch. Doch die Rückkehr von Bär, Wolf und Luchs bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Konflikte sind oftmals vorprogrammiert. Denn die Tiere kommen bei ihren Streifzügen durch Gebiete, in denen oft seit mehr als 100 Jahren keine Raubtiere mehr gelebt haben. Die Menschen haben verlernt mit ihnen umzugehen.

Die Berglandwirtschaft ist vielerlei Einflüssen ausgesetzt: Verstädterung, Abwanderung, Globalisierung sind nur einige davon. Die Rückkehr von Bär, Wolf und Luchs ist für die Berglandwirtschaft nicht die grösste, aber die am heftigsten diskutierte Herausforderung. LandwirtInnen müssen ihre Bewirtschaftungsformen anpassen. Für Schafe, Ziegen und Rinder haben sich vielerorts Haltungsformen der Freiweide ohne Aufsicht durchgesetzt. Damit sind sie ein gefundenes Fressen für Bär, Wolf und Luchs. Alpwirtschaftliche Verbände im Alpenraum wollen als Konsequenz den Schutzstatus der Grossraubtiere herabsetzen. Eine Minderheit – vor allem NutztierhalterInnen, JägerInnen und TierschützerInnen – dominiert das Thema. Die PolitikerInnen stellen ihre Fahnen in den Wind. Es braucht Aufklärung und eine Entflechtung der emotionalen von der sachlichen Ebene.

Vorbeugen statt abschiessen

Der Pegel der Emotionen steht in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Vorkommen an Grossraubtieren und die durch sie verursachten Schäden an Nutztieren. Eine allfällige Regulierung muss in ein Verhältnis gesetzt werden zum tatsächlichen Schadenspotenzial. Mag der Verlust für einen einzelnen Nutztierhalter gravierend sein, so ist er gesamtwirtschaftlich betrachtet jedoch gering. Von allen Nutztieren, die beispielsweise sommers in der Schweiz sterben, sind nur fünf Prozent den Grossraubtieren anzulasten. Die restlichen sterben wegen Unwetter, Krankheit oder Abstürzen im unwegsamen Gelände.

Es ist höchste Zeit, dass sich alle Alpenregionen mit diesem Thema auseinandersetzen. Es braucht Managementpläne, Herdenschutzprogramme und Präventionsmassnahmen. Vor allem aber müssen die Menschen wieder unterscheiden lernen, welches echte und welches scheinbare Bedrohungen sind, und wie sie sich gegenüber den Rückkehrern verhalten sollen.

 

Quellen und weiterführende Informationen: