CIPRA Vertretungen:

Benutzerspezifische Werkzeuge

  Suchfilter  

Weiterführende Informationen

News

Wölfe: Wertedebatte offen führen

30.05.2018
In puncto mediale Aufmerksamkeit kann kein Tier mit dem Wolf mithalten. Die Sensation verstellt oft die Sicht auf das Wesentliche. Im Alpenraum setzen sich verschiedene Initiativen für das Image des Wolfes ein.
Bild Legende:
Unser Bild vom Wolf ist kulturell geprägt .

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Wolf einen Menschen angreift, liegt quasi bei null. Wölfe sind scheue Tiere. So scheu, dass der Schweizer Naturfotograf und Autor Peter Dettling während Dreharbeiten im Calanda-Gebiet/CH über zehn Tage warten musste, bis er das Calanda-Rudel das erste Mal zu Gesicht bekam. Dennoch scheint der Wolf stets präsent zu sein. Auf der Suche nach Skandalen stürzen sich die Medien auf gerissene Schafe und Ziegen, verbreiten polarisierende Bilder und Klischees.

Projekte wie «LIFE WOLFALPS» versuchen, das verzerrte Bild zurechtzurücken. Das Projekt beschäftigt sich seit 2013 mit der negativen Berichterstattung und deren Folgen. Nach dem Motto «Zuerst zuhören, dann reden » wurde analysiert, wie die Rückkehr der Wölfe kommuniziert wird. Anschliessend sorgte gezielte Kommunikations- und Bewusstseinsarbeit für bessere Aufklärung und mehr Toleranz in der Bevölkerung.

Das Projekt «Wölfe: Wissen und Praxis. Ethnographien zur Wiederkehr der Wölfe in der Schweiz» an der Universität Zürich untersucht, warum das Bild vom bösen Wolf nach wie vor in unseren Köpfen verankert ist. Nach Bernhard Tschofen, der das Projekt leitet, trägt unsere Gesellschaft dieses Bild seit Jahrhunderten mit. Eine Auseinandersetzung mit dem Wolf müsse mit einer Auseinandersetzung mit uns selbst einhergehen: «Es ist wichtig, die Wertedebatte offen zu führen», so Tschofen.

Die italienische Provinz Trentino, die neben Wölfen auch Bären beheimatet, setzt sich für eine friedliche Koexistenz mit den Grossraubtieren ein. Es gibt jährliche Berichterstattungen, eine informative Website und Förderungen für Abschlussarbeiten zum Thema. Denn nachhaltiges Wolfsmanagement braucht neben funktionierenden Herdenschutz- und Schadensersatz-Massnahmen vor allem eine aufgeklärte Bevölkerung.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

http://peterdettling.com, www.lifewolfalps.eu , http://www.lifewolfalps.eu/wp-content/uploads/2017/05/Abstract-Book-WEB.pdf (it, en), www.youtube.com/watch?v=1vqL1g9QIt4 (it), www.isek.uzh.ch/de/popul%C3%A4rekulturen/forschung/projekte/drittmittelprojekte/wolf.html, https://grandicarnivori.provincia.tn.it/Il-lupo (it), www.eurac.edu/de/research/mountains/regdev/publications/Pages/dossier/Dossier-lupo-Alto-Adige.aspx 

Die Ausstellung „Der Wolf ist da. Eine Menschenausstellung“ von UZH und Alpinem Museum ist von 30. Juni 2018 – April 2019 im Naturmuseum Luzern, ab Mai 2019 im Nationalparkzentrum Zernez zu sehen. Bestellung der Begleitpublikation über [email protected]

abgelegt unter: alpmedia 4/2018, Grossraubtiere, Wolf