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Schützenswerte Samtpfoten
Die kleinen Raubkatzen mit den Pinselohren galten um 1900 in den Alpen als ausgerottet. Die Ursachen ähneln jenen bei Wolf und Bär: Verkleinerung des Lebensraums, Rückgang der Beutetiere und Verfolgung durch die Menschen. Seit den 1970er Jahren wird versucht, den Luchs wieder anzusiedeln. Den Anfang machten die Schweiz mit 14, Österreich mit neun, Italien mit zwei und Slowenien mit sechs Exemplaren. Heute leben rund 120 bis 180 Luchse in den Alpen, die meisten davon im Nordwesten und im Südosten. Erst vor kurzem tappte ein Luchs in eine Fotofalle in den slowenischen Alpen.
Die lokalen Projekte sehen sich heute durch alpenweite Initiativen gestärkt, etwa durch die Plattform «Grosse Beutegreifer, wildlebend Huftiere und Gesellschaft» (WISO) der Alpenkonvention, das Netzwerk SCALP (Status and Conservation of the Alpine Lynx Population) und das EU-Projekt LIFE Lynx. Rok Černe aus Slowenien ist Projektleiter bei LIFE Lynx, Mitglied bei WISO und bei SCALP: «Viele Herausforderungen können wir nur zusammen bewältigen. Es ist wichtig zu wissen, wo die Luchse unterwegs sind, wie es ihnen geht, und den genetischen Austausch zwischen den einzelnen Populationen zu fördern.» Inzucht sei eine der grössten Gefahren für die Luchse, da die Erneuerung der genetischen Vielfalt durch zerschnittene Lebensräume erschwert wird.
Gesünderer Wald
Viel Energie fliesst auch in die Öffentlichkeitsarbeit. Wie Černe erklärt, muss vor allem bei der Jägerschaft Aufklärungsarbeit geleistet werden: «Es gibt JägerInnen, die den Luchs als direkten Konkurrenten ansehen.» Die Anwesenheit eines Luchses bringt Bewegung in das Wild. Es wird konditioniert, lernt wieder, sich besser zu verstecken, und wechselt öfter Fress- und Ruheplätze. Das Wild wird für JägerInnen schwieriger zu sichten und auch zu schiessen. Aktiveres Wild dürfe aber kein Grund sein, den Luchs seines wiedergewonnenen Lebensraums zu berauben, betont Černe.
Die positiven Auswirkungen des Luchses auf seinen jeweiligen Lebensraum sind vielfältig. Grossraubtiere wie Luchs, Wolf und Bär stehen unter strengem Schutz. Ihr Überleben setzt das Vorhandensein und die Bewahrung grosser zusammenhängender Naturräume voraus. Diese bieten vielen anderen Tieren und Pflanzen ein Zuhause und den Menschen die Möglichkeit zur Erholung.
Quellen und weiterführende Informationen:
www.lifelynx.eu (en, it, sl), www.kora.ch/index.phpid=117&L=0,
www.cipra.org/de/dossiers/grossraubtiere,
www.alpconv.org/de/organization/groups/WGCarnivores/default.html