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Standpunkt: Besucher:innenlenkung in den Alpen ist dringend nötig!

17.03.2023 / Katarina Žemlja, CIPRA Slowenien
Der Alpenraum steht unter Druck: Immer heissere Sommer führen dazu, dass die Menschen Abkühlung in den Bergen suchen. Hinzu kommen Social-Media-Trends, die Vermarktung des Natur- und Kulturerbes durch Tourismusorganisationen und immer bessere Ausrüstung für Outdoor-Aktivitäten. Nur umfassende und strategische Besucher:innenlenkung kann den Druck auf die Alpen mildern, meint Katarina Žemlja, Mitarbeiterin bei CIPRA Slowenien.
Bild Legende:
Katarina Žemlja, CIPRA Slowenien © Primož Šenk

Der Vršič-Pass liegt im Herzen des einzigen slowenischen Nationalparks und ist vollständig von einem Natura 2000-Gebiet umgeben. Er ist nicht nur Ausgangspunkt für viele Wanderungen im Hochgebirge, sondern auch wichtige Verkehrsverbindung zwischen zwei Tälern und eine bei Tourist:innen beliebte Ausflugsstrasse. Am 16. Oktober 2022, einem sonnigen Herbstsonntag, waren alleine auf dem Höhenweg von Vršič nach Slemenova Špica mehr als 1'300 Wandernde unterwegs. Zusätzlich beginnen am selben Ausgangspunkt noch weitere beliebte Wanderwege. Man kann sich also das Verkehrschaos auf der Passhöhe vorstellen – vor allem, weil öffentliche Busse nur während der Sommermonate hinauffahren. Die Besucherzählung wurde im Rahmen von Planinstvo 4.0 (Bergsteigen 4.0) durchgeführt, einem Pilotprojekt zu integriertem Besucher:innen-Monitoring und Infrastrukturmanagement für Bergsteigende.

Der Vršič-Pass ist Paradebeispiel für ein überlastetes Gebiet, das dringend einen  Managementplan für die Besucher:innenlenkung benötigt. Die Erlebnisqualität der Besucher:innen ist bereits eingeschränkt, die Auswirkungen auf die Natur sind drastisch, es kommt zu Nutzungskonflikten und einer Verringerung der Lebensqualität der lokalen Bevölkerung. Im Vršič-Gebiet wurden bereits mehrere Ruhezonen zum Schutz von Raufusshühnern und Gämsen eingerichtet. Dort sind nur Wanderungen auf markierten Bergpfaden erlaubt, und in den Wintermonaten ist Skitourengehen in diesem Gebiet verboten. Doch wie zielführend sind die Massnahmen, wenn das Gebiet lediglich auf Karten und durch Hinweisschilder vor Ort gekennzeichnet ist?

Praktisch alle Berggemeinden in Slowenien verzeichnen einen Anstieg der Besucher:innenzahlen. CIPRA Slowenien befasst sich intensiv mit der Notwendigkeit der Besucher:innenlenkung und des Erstellens von Managementplänen. Projekte wie TNP Direction, Planinstvo 4.0 oder JeloviZa verfolgen dabei unterschiedliche Ansätze, doch bei allen doch bei allen liegt der Schlüssel in der Zusammenarbeit der Beteiligten. Sie verfolgen dieselben Ziele: Sie wollen die Lebensqualität der Menschen vor Ort erhöhen, die Natur und das kulturelle Erbe erhalten sowie eine nachhaltige und integrative Entwicklung sicherstellen. Es braucht Massnahmen auf mehreren Ebenen, nicht nur auf der «letzten Meile». Angemessene und strategisch geplante Kommunikation und Interpretation des Natur- und Kulturerbes schärft das Bewusstsein bei Besucher:innen für die Bedürfnisse der Einheimischen. Mit ihr geht eine nachhaltigere und schonendere Nutzung des Gebiets einher. Doch zunächst müssen sich die Einheimischen selbst Klarheit über ihre eigenen Werte und Ziele für die Region verschaffen.