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Good Practice

Picknick auf der Baustelle

24.07.2019 / Michael Gams
Wie eine stillgelegte Baustelle mitten in der slowenischen Hauptstadt zum beliebten Treffpunkt wird.
Bild Legende:
Teren nutzt eine temporär leerstehende Fläche als sozialen Experimentierraum. (c) Jana Jocif

Wer vom Bahnhof in Ljubljana/SI auf die andere Strassenseite wechselt, stolpert in «Teren» hinein. Jugendliche turnen auf Reckstangen, Kinder spielen Verstecken, ein Gumbo-Eintopf dampft auf dem selbst gebauten Lehmkocher, einige Leute flätzen auf Palettenmöbeln, andere machen bei einem Workshop Briketts aus Sägemehl. «Teren ist ein Experimentierort, der allen offensteht», erklärt Nina Savič. Die Architektin ist Mitglied im Kulturverein prostoRož, der aus dieser stillgelegten Baustelle einen Ort der Begegnung gemacht hat.

Die Stadtverwaltung von Ljubljana kontaktierte den Verein 2017. «Sie sagten, dass sie ein Grundstück haben, das sie in Zukunft verkaufen werden, aber wenn wir interessiert seien, könnten wir es bis dahin nutzen.» Aus der anfänglichen Idee eines Gemeinschaftsgartens wurde nichts, denn es gab bereits einen solchen in der Nähe. Also schlugen Nina und ihre Kollegen vor, die Art der Nutzung offen zu lassen. «Seitdem experimentieren wir damit, was es sein könnte.»

Von Workshops bis hin zum ganz normalen Picknick kann jeder den Platz kostenlos nutzen. Am schwierigsten sei es anfangs gewesen, die Leute auf Teren aufmerksam zu machen, auch weil das Programm eben nicht vordefiniert sei. Dennoch sprach sich schnell herum, dass es Teren gibt. Finanzielle Unterstützung kam von der Stadtverwaltung nur zu Beginn, zum Beispiel für die Reinigung und Einzäunung des Geländes, für eine Plattform und eine Dachkonstruktion sowie einen alten Kiosk als Lager. Durch Teren entstanden auch weitere Projekt-Ideen. So bastelte das Team beispielsweise aus Mülltonnen, Fahrradteilen, Holzpaletten und einem gebrauchten Grill eine mobile Küche für die Zubereitung von indischem Chapati-Brot. Obwohl Teren keine Unterstützung mehr von der Stadt erhält – es fehlen beispielsweise Strom und Wasseranschlüsse – gibt es sogar eine selbst gebaute Toilette auf dem Gelände. «Wir versuchen, Teren am Laufen zu halten. Es wäre schade, diesen Ort wieder zu verlieren.», betont Nina und fügt hinzu, dass Projekte wie dieses viel zurückgeben. «Wenn ich sehe, dass die Menschen, die kommen, sich wohl fühlen oder sogar etwas beitragen wollen – das ist ein wirklich lohnendes Gefühl.»

 

Mehr Informationen:

http://prostoroz.org/en/portfolio/items/teren/ (sl, en), www.facebook.com/pg/terenljubljana (sl), www.spottedbylocals.com/ljubljana/teren/ (en)

abgelegt unter: alpMonitor, Raumplanung

Steckbrief

Was: Experimentierraum „Teren“

Wer: Gemeinde Ljubljana, Koordination: Kulturverein prostoRož

Wo: Ljubljana/SI

Wann: seit 2017

Wie: Der Verein prostoRož arbeitete im Auftrag der Stadtverwaltung ein Konzept für die Zwischennutzung eines stillgelegten Baustellenareals im Bahnhofsviertel aus. Das Resultat ist „Teren“ (slowenisch für Gelände, Terrain), ein Experimentierraum ohne vordefinierten Nutzungszweck. Von der Hip-Hop-Gruppe bis hin zur Waldorfschule: Alleine im Jahr 2018 waren es rund 20 verschiedene Organisationen und Personen, die Teren nutzten. Neben Urban Gardening, Design- und Kunstprojekten, Kochworkshops mit regionalen Lebensmitteln ist Teren auch zum beliebten Treffpunkt für Picknicks und Sport geworden. Bis Ende 2019 will prostoRož das Areal weiter betreuen. Wie es danach mit Teren weitergeht, ist unsicher.

Übertragbarkeit: Hoch – Ungenutzte, temporär verfügbare Areale und auch Gebäude gibt es in vielen Gemeinden und Städten im Alpenraum. Der Kulturverein prostoRož entwickelt Konzepte und Projekte für die Nutzung öffentlicher Räume. Er teilt seine Erfahrungen aus dem Projekt Teren auf Anfrage gerne.