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Standpunkt: Die Masslosigkeit von Olympia

21.03.2022 / Vanda Bonardo, CIPRA Italien
Hohe Baukosten, ungenutzte Sportstätten, umweltschädliche Grossprojekte: Die Kritik um die Austragung der Olympischen Spiele in Mailand und Cortina/I 2026 bleibt laut. Wir müssen hinterfragen, ob solche Sportereignisse noch einen Platz in den Alpen haben, meint Vanda Bonardo, Präsidentin von CIPRA Italien.
Bild Legende:
Vanda Bonardo, Präsidentin von CIPRA Italien (c) Stefano Ceretti

Für die Olympischen Spiele 2026 wird in Cortina/I eine neue Bobbahn gebaut. Die Kosten belaufen sich auf 61 Millionen, doch diese Zahl wird sicher noch steigen. Riesige Bobbahnen und Skisprunganlagen sind für die Wettkämpfe zwar unverzichtbar, werden aber nach den Spielen meist aufgegeben. Das ist absehbar, da nur sehr wenige Menschen diese Sportarten betreiben. Obwohl das IOC die Nutzung bestehender Einrichtungen empfiehlt, wollen die regionalen und lokalen Institutionen unbedingt neue Einrichtungen bauen.

Olympia bringt auch andere Probleme mit sich. Es ist eine grosse Chance für die lokalen Behörden, die eifrig Projekte verschiedenster Art aus der Schublade ziehen. Bei den meisten handelt es sich um neue Strasseninfrastrukturprojekte, von denen nur wenige für die Gemeinden von Nutzen sind. Das ist jedoch noch nicht alles: Die Region Venetien hat vor kurzem ein Projekt in Auftrag gegeben, um mögliche Skiverbindungen zwischen den Skigebieten Cortina – Civetta – Alta Badia herzustellen. Das sind Bauvorhaben mit extrem hohen Umweltauswirkungen in Gebieten von grosser natürlicher Schönheit. Sie werden fälschlicherweise als eine Form der nachhaltigen Mobilität präsentiert, da sie zwar als «verbunden» gelten, für die Spiele aber überhaupt nicht geeignet sind.

Im fernen Peking wurde eine völlig künstliche Olympiade als grün verkauft. Auch für die Olympischen Spiele 2026 besteht die reale Gefahr, dass sie ein Entwicklungsmodell zeigen werden, das in einem sensiblen Berggebiet wie den Alpen nicht mehr tragbar ist. CIPRA Italien wird gemeinsam mit den anderen Verbänden und Komitees alles tun, um sich gegen die Absurdität dieser Pläne zu wehren. Ebenso brauchen wir eine europäische Reflexion über den Wert und die Bedeutung dieser Grossereignisse. Zumindest müssen die – derzeit nicht befolgten – Empfehlungen der Olympischen Agenda 2020 des IOC zu verbindlichen Regeln werden, um Kandidaturen überhaupt zu gestatten. Andernfalls sollten wir uns fragen, ob es im Zeitalter der Klimakrise noch sinnvoll ist, diese Sportereignisse in den Bergen auszutragen. Oder ist es an der Zeit, eine spannende, aber inzwischen anachronistisch gewordene Tradition zu beenden. 

Weitere Informationen im CIPRA-Podcast (it):