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Skigebiete zu verkaufen

27.04.2022 / Maya Mathias, CIPRA International
Vail Resorts aus den USA übernimmt in der Schweiz Andermatt-Sedrun, in Italien kauft eine britische Gesellschaft Via Lattea. Diese Rolle spielen internationale Investoren im Skizirkus der Alpen.
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Internationales Interesse: In Andermatt/CH übernimmt das Skigebiet ein Unternehmen aus den USA. (c) unsplash

Die weltgrösste Skigebietsbetreiberin Vail Resorts aus den USA übernimmt das Skigebiet Andermatt-Sedrun/CH. Für 149 Millionen Franken erwirbt sie 55 Prozent der Aktien vom ägyptischen Investor Samih Sawiris, der in Andermatt seit 2006 ein 1,5 Milliarden Franken teures Luxus-Resort mit Hotels, Wohnungen und Golfplatz baut. Beschneiungsanlagen, Gastronomie, Lifte und Gondeln: Die Investitionssumme soll direkt in den Ausbau des Skigebiets fliessen. Kaspar Schuler, Geschäftsleiter von CIPRA International, sieht die Übernahme kritisch: «Hinter den 149 Millionen Franken stehen auch Renditeerwartungen. Folglich muss der Umsatz steigen. Ich befürchte noch mehr einfliegende Luxustourist:innen, erhöhte Preise für die Skifahrenden und weitere Eingriffe in die Natur.»

Komplizierte Besitzverhältnisse

In Italien hat gerade die englische Holdinggesellschaft iCon Infrastructures das grösste Skigebiet im Piemont, Via Lattea, für 90 Millionen Euro gekauft. In Frankreich sorgt der Basketballstar Tony Parker 2019 mit dem Kauf der Wintersportorte Villard-de-Lans und Corrençon-en-Vercors für Aufsehen. Droht jetzt ein Ausverkauf der Berge durch internationale Grossinvestor:innen? Andermatt-Sedrun/CH bleibt in der Schweiz wohl eine Ausnahme. Rund 90 Prozent der Skigebiete sind in der Hand von Schweizer Familienbetrieben und Gemeinden. Der Besitz ist oft weit gestreut und die öffentliche Beteiligung führt schnell zu einer politischen Debatte, eine Übernahme ist dementsprechend kompliziert.

«In Italien zeigt sich ein ähnliches Bild, oftmals sind öffentliche Einrichtungen wie Gemeinden und Regionen beteiligt, nicht zuletzt um Verluste auszugleichen» erklärt Francesco Pastorelli, Geschäftsführer von CIPRA Italien. Das grösste Skigebiet «Dolomiti Superski» sei ein Zusammenschluss von mehr als 160 Betreiberfirmen. In Österreich sind die Besitzverhältnisse ein kompliziertes Geflecht aus verschiedenen Unternehmen, die sich auf einzelne Familien und Banken zurückverfolgen lassen. Auch Gemeinden sind vielfach beteiligt. Attraktive Skigebiete bleiben in österreichischen Besitz, meist erhoffen sich finanziell angeschlagene Regionen die Rettung durch internationale Investoren.


Quellen und weiterführende Informationen:

news.vailresorts.com/corporate/vail-resorts-to-acquire-majority-stake-in-and-operate-andermatt-sedrun-sport-ag-leading-swiss-resort.htm (en), movs.world/magazine/icon-infrastucture-wins-the-sestrieres-company-for-90-million-euros/ (en), finanza.lastampa.it/News/2022/01/24/il-fondo-inglese-icon-infrastructure-acquisisce-le-piste-da-sci-di-sestriere/NTFfMjAyMi0wMS0yNF9UTEI (it), www.addendum.org/ski/wem-gehoeren-die-berge/ (de), www.srf.ch/news/schweiz/us-geldgeber-fuer-andermatt-warum-kein-ausverkauf-der-schweizer-berge-droht (de), www.derstandard.at/story/2000071089134/wenn-chinesen-die-oesterreichischen-skipisten-kaufen (de), www.liberation.fr/societe/tony-parker-en-terrain-glissant-avec-son-megaprojet-de-station-de-ski-dans-le-vercors-20220324_6EDVYBWB4ND7NI6YH4VR4GMV2Y/ (fr)