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Grössenwahn am Gletscher?

31.07.2019 / alpMedia
Zwei österreichische Bergbahnbetreiber wollen sich zum grössten Gletscherskigebiet der Welt zusammenschliessen. Derzeit prüfen Behörden die Umweltverträglichkeit des Projekts.
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Die viertgrösste Gletscherfläche der Ostalpen soll dem grössten Gletscherskigebiet der Welt weichen. (c) Tiia Monto_wikimedia

Wer zur Braunschweiger Hütte des DAV in den Ötztaler Alpen aufsteigt, vor dem liegt die viertgrösste Gletscherfläche der Ostalpen. Bisher blieb diese sensible Hochgebirgslandschaft beinahe unberührt, doch der Erschliessungsdruck steigt – nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels. Die Pitztaler und Ötztaler Gletscherskigebiete wollen hier schon seit Jahren eine «Lücke» schliessen, indem sie von beiden Seiten Gondelbahnen bauen, die stündlich mehrere tausend Skifahrer bergwärts transportieren. Zudem planen sie ein Skizentrum mit Restaurant, Garagen und diversen Verkehrswegen, wollen 64 Hektar neue Skipisten auf dem Gletschereis planieren, einen Speichersee für Kunstschneeproduktion graben und einen 614 Meter langen Skitunnel durch den Berg bohren. Durch diesen Zusammenschluss würde das wohl grösste Gletscherskigebiet der Welt entstehen. Im Frühling haben die beteiligten Bergbahnbetreiber ihre Projektunterlagen vorgelegt, im Oktober 2019 wollen die Behörden die Umweltverträglichkeitsprüfung abschliessen.

Umweltorganisationen und Alpenvereine kritisieren das Projekt als einen landschaftszerstörenden Eingriff in die Natur. Der deutsche und der österreichische Alpenverein haben Anfang Juli 2019 schriftliche Stellungnahmen dagegen eingereicht, ebenso auch CIPRA International. Einerseits berühre das Vorhaben ein Natura-2000-Gebiet und den Naturpark Ötztaler Alpen, andererseits widersprächen die geplanten Skianlagen gleich mehreren Protokollen der Alpenkonvention, erklärt Peter Haßlacher, Vorsitzender von CIPRA Österreich. «Die Eingriffe in die Natur sind bei diesem Skigebiets-Zusammenschluss derart massiv, dass ein Ausgleich aus naturkundlicher Sicht nicht möglich wäre.» Das Projekt zerstöre den Lebensraum geschützter Tier- und Pflanzenarten und führe indirekt zu noch mehr durch Skitourismus verursachten Autoverkehr. «In Zeiten der Diskussion über Klimaschutzanstrengungen ist dieses Projekt eine umweltpolitische Provokation.»

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.alpenverein.de/natur/zusammenschluss-pitztal-oetztal-geht-in-die-verhandlung_aid_33693.html (de), https://fm4.orf.at/stories/2988146 (de),  www.br.de/nachrichten/bayern/klimawandel-die-alpen-in-bedraengnis,RWUim58 (de), www.tt.com/politik/landespolitik/15629564/land-startet-uvp-fuer-gletscherehe-oetztal-pitztal (de), www.tirol.gv.at/fileadmin/buergerservice/kundmachungen/umweltschutz/Kundmachung_des_voraussichtlichen_Zeitpl.pdf (de), www.tirol.gv.at/fileadmin/buergerservice/kundmachungen/umweltschutz/Allgemeinverstaendliche_Zusammenfassung_der_UVE_PitztalOEtztal.pdf (de), www.tirol.gv.at/fileadmin/buergerservice/kundmachungen/umweltschutz/UVP-7-3-150-2019Pitztaler_Gletscherbahn_GmbHCoKG.pdf (de)