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Dicke Luft im Sočatal

02.11.2022 / Michael Gams, CIPRA International
Sloweniens grösstes Zementwerk steht im Sočatal. Es steht in der Kritik, durch Luftverschmutzung die Gesundheit der ansässigen Bevölkerung zu gefährden. Diese Kritik bestärkte nun auch der UN-Sonderberichterstatter David Boyd nach seinem Slowenien-Besuch im Herbst 2022.
Bild Legende:
Protestaktion einer Bürgerinitiative vor dem Zementwerk im Sočatal. © Balkan River Defense, Uroš Rojc

Kajak, Wandern, Radfahren: Das Sočatal vor den Toren des Triglav-Nationalparks ist als Paradies für Aktivurlaub bekannt. Weniger bekannt ist, dass das Unternehmen Salonit Anhovo dort täglich 4.000 Tonnen Zement produziert. Jahrzehntelang war die ansässige Bevölkerung gefährlichen Asbestfasern aus dem Zementwerk ausgesetzt, am Arbeitsplatz und in der Umgebung. Das führte zu einer erhöhten Zahl von Todesfällen und Erkrankungen wie Asbestose und Lungenkrebs. In den 1990ern stellte das Werk die Asbestproduktion ein. Heute verbrennt Salonit Anhovo für die Zementproduktion statt Kohle vor allem Abfälle – mehr als 100.000 Tonnen pro Jahr, darunter auch gesundheitlich bedenkliche Materialien. Salonit Anhovo ist die landesweit grösste Müllverbrennungsanlage und plant, diese Menge zu verdoppeln. Das wären rund 600 Tonnen pro Tag. Für die Müllverbrennung in Zementwerken gelten weniger strenge Schadstoffbestimmungen als für normale Müllverbrennungsanlagen. NGOs und die slowenische Ärztekammer schlugen deshalb bereits mehrfach Alarm.

Kritik von UN-Sonderberichterstatter

Im Herbst 2022 besuchte David Boyd, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen (UN) für Menschenrechte und Umwelt Slowenien und unter anderem auch das Sočatal. Die Luftverschmutzung gefährde die Gesundheit und das Recht auf ein Leben in einer gesunden Umwelt vor Ort, stellte Boyd fest. «In diesem und anderen bekannten Brennpunkten der Luftverschmutzung muss die slowenische Regierung Massnahmen zur Verbesserung der Luftqualität Vorrang einräumen und sich weigern, Aktivitäten zu genehmigen, die die Verschmutzung erhöhen würden», so der Sonderberichterstatter. Für die Mitverbrennung in Zementwerken sollten Boyd zufolge dieselben Emissionsnormen gelten wie für Müllverbrennungsanlagen, auch wenn dies laut EU-Recht nicht vorgeschrieben ist.