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Strom frisst Landschaft

04.07.2018 / alpMedia
Neue Stauseen und Stromleitungen heizen die Diskussion um eine Balance zwischen der Energiewende und Landschaftsschutz an. Diese Balance ist schwer zu finden.
Bild Legende:
Staudämme und Starkstromleitungen verändern die Landschaft. © Michael Bertulat

Ein neuer Stausee, der Strom für 35'000 Haushalte liefert, soll in der Talmulde vor dem Triftgletscher im Kanton Bern in der Schweiz gebaut werden. Möglich macht dieses Projekt erst der Klimawandel, denn durch das Abschmelzen des Triftgletschers ist ein neuer See entstanden, der nun durch eine 165 Meter hohe Staumauer zusätzlich aufgestaut werden soll. Der Grossteil der Umweltverbände stellt sich hinter das Projekt – in der Hoffnung, dass der Kanton Bern damit seinen Beitrag zur national gewollten Energiewende als erledigt betrachtet und auf die vielen kleinen, aus Sicht des Naturschutzes sehr umstrittenen Kleinwasserkraftwerke verzichtet. Garantien haben sie dafür aber keine in der Hand, weshalb einzelne Umweltorganisationen – darunter die schweizweit tätige Gewässerschutzorganisation Aqua Viva – den Fall rechtlich anfechten, notfalls bis vor das Bundesgericht. Das Interesse, die einmalige Hochgebirgslandschaft zu schützen, soll höher gewichtet werden als der relativ bescheidene Beitrag zur Produktion erneuerbarer Energien.

Widerstand gegen Energieprojekte in Italien und Österreich

Nicht nur in der Schweiz brodelt es. In der italienischen Gemeinde Domodossola regt sich Widerstand gegen eine gigantische, neue Stromleitung über die Alpen, den sogenannten Interconnectore. Konkret würde dieser neue «Stromübergang» über die Alpen viele bislang unberührte Täler beeinträchtigen.

Auch in Österreich machen WWF, Alpenverein Österreich und Naturfreunde Österreich mobil gegen grosse Energiebauprojekte. Sie listen auf ihrer neuen Kampagnen-Website zum Schutz alpiner Freiräume «Seele der Alpen» acht grosse Energieprojekte in geschützten Landschaften auf, die allein in Österreich geplant sind. So planen beispielsweise die Betreiber des Kraftwerks Kühtai ein weiteres Pumpspeicherkraftwerk mit einem neuen, 31 Millionen Kubikmeter fassenden Speichersee und talübergreifenden Wasserzuleitungsstollen in über 2’000 Metern Meereshöhe.

Sähe es womöglich mit einer echten Energiewende – nämlich der Abkehr von unserem derzeitigen Energieverschleiss – besser für die Alpen aus? Dieser und ähnlichen Fragen geht das Seminar «Energiewende: Nachhaltig oder hinterhältig» vom 27. bis zum 30. September in Salecina/ CH nach. Organisiert wird es unter anderem von Aqua Viva, CIPRA Schweiz, vom Grimselverein, von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, der Wochenzeitung WOZ und dem Ferien- und Bildungzentrum Salecina. Anmeldungen sind noch möglich.

Quellen und weitere Informationen:
www.nzz.ch/schweiz/einsprache-gegen-stauseeprojekt-am-triftgletscher-ld.1355073www.grimselstrom.ch/ausbauvorhaben/speichersee-und-kraftwerk-trift/ ; www.ossolanews.it/ossola-news/domodossola-fa-le-pulci-al-progetto-interconnector-7414.html (it), www.seele-der-alpen.at/karte/ , www.cipra.org/de/veranstaltungen/stromtagung-in-salecina