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Nachhaltige Lebensqualität erforschen

14.10.2021 / Michael Gams, CIPRA International
Stehen hohe Lebensqualität und Nachhaltigkeit im Widerspruch? Dieser Frage geht ein Schweizer Forschungsprojekt nach, das die Bevölkerung in drei Naturpärken und einer weiteren ländlichen Region befragt hat.
Bild Legende:
Nachhaltige Lebensqualität: Diese erforscht ein Projekt der Universität Bern/CH in drei Schweizer Naturparks. © swiss-image.ch/Jan Geerk

Die Lebensqualität ist in der Schweiz im Vergleich der OECD-Länder überdurchschnittlich hoch – was allerdings auch einen grösseren Ressourcenverbrauch bedeutet. Dies trage weltweit zu ökologischen und sozialen Problemen bei, stellen die Autor:innen der Studie «Nachhaltige Lebensqualität in Pärken von nationaler Bedeutung» fest. Würden alle Menschen so wie die Schweizer Bevölkerung leben, wäre dazu die Fläche von drei Erden nötig. Wie also könnte eine hohe Lebensqualität mit geringerem Ressourcenverbrauch einher gehen? Das Centre for Development and Environment (CED) der Universität Bern hat dazu die Bevölkerung befragt – im Jurapark Aargau, im Naturpark Gantrisch, in der UNESCO Biosphäre Entlebuch und zum Vegleich in noch einer weiteren ländlichen Gemeinde.

Soziales Geflecht und Zeitwohlstand

Basierend auf den Befragungsergebnissen eröffnete Ende September 2021 die Ausstellung «We love Äntlibuech» in der Biosphäre Entlebuch. Sie veranschaulicht, welche Faktoren für hohe Lebensqualität in der Wahrnehmung der dortigen Bevölkerung besonders wichtig sind und stellt diese zur Diskussion. An erster Stelle noch vor Gesundheit und Geld nannten die Befragten das soziale Geflecht – so gibt es in der rund 17´000 Einwohner:innen zählenden Region immerhin noch 479 Vereine, wie Florian Knaus erklärt. Er ist wissenschaftlicher Koordinator der Biosphäre. «Es scheint so, dass es die Leute sehr schätzen, dass man sich hilft, dass man sich kennt und sich füreinander interessiert.» Zudem sei es vielen wichtig, mehr Zeit für Aktivitäten abseits der Erwerbsarbeit zu haben. Wer kürzer arbeite, habe zwar weniger Geld für Konsum zur Verfügung, aber mehr Zeit für anderes. Dieser «Zeitwohlstand» wäre zugleich ein Schritt in Richtung höhere Lebensqualität und mehr Nachhaltigkeit. Die Ausstellung solle zum Nach- und Überdenken wichtiger Aspekte der Lebensqualität anregen, meint Knaus. Zum Beispiel über mehr Fahrradwege, besseren öffentlichen Verkehr, Siedlungsentwicklung, Treffpunkte für die Menschen oder auch darüber, wie Gemeinden verhindern könnten, dass sie zu reinen Schlafdörfern werden.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.cde.unibe.ch/forschung/projekte/nachhaltige_lebensqualitaet_in_paerken_von_nationaler_bedeutung/index_ger.html (de, en), www.biosphaere.ch/ausstellung (de)

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