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Klimafalle Strassenbau

09.10.2024 / Michael Gams, CIPRA International
Verkehrswende statt zusätzlicher Strassen: In der Schweiz und in Österreich regt sich angesichts der Klimakrise und immenser Kosten Kritik an aktuellen Strassenbauprojekten.
Bild Legende:
Autobahnen ausbauen oder nicht? Darüber stimmen die Schweizer:innen Ende November ab. (c) Jag9889_wikimedia.org

Der Schweizer Bundesrat will Engpässe auf Autobahnen beseitigen und die Verkehrssicherheit erhöhen. Deshalb soll die Autobahn zwischen Bern und Zürich sowie Lausanne und Genf auf mindestens sechs Spuren ausgebaut werden – für insgesamt 5,3 Milliarden Schweizer Franken. Weniger Stop-and-Go-Verkehr im Stau sei zudem umweltfreundlicher, so die Argumentation des Bundes. Eine Allianz aus rund 50 Organisationen, Verbänden und Parteien engagiert sich gegen diese Gesetzesvorlage. Sie kritisieren, dass der Ausbau noch mehr Autos, Lärm, Luftschadstoffe und Bodenversiegelung zur Folge hätte. Die Schweizer Bevölkerung stimmt am 24. November 2024 über das Referendum gegen den Autobahnausbau ab.

Trendwende statt neuer Strassen und Tunnels

Das österreichische Bundesland Tirol will bis 2029 einen neuen, mautpflichtigen Tunnel am Fernpass bauen. Das widerspricht dem Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention, wie die bei CIPRA Österreich angesiedelte Rechtsservicestelle in einem Gutachten feststellt. Das Protokoll sieht einen Verzicht auf den Bau neuer hochrangiger Strassen für den alpenquerenden Verkehr vor. Gleiches gilt etwa für den geplanten Stadttunnel in Feldkirch, der an der Grenze zu Liechtenstein und der Schweiz für voraussichtlich 300 Millionen Euro entstehen soll. Anlässlich der Hochwasserkatastrophe Anfang September 2024 im Osten Österreichs forderten Wissenschafter:innen von «Scientists for Future Österreich» eine Trendwende in der Raumplanung. Der Strassenausbau sei eine Klimafalle, aus der sich die Politik befreien müsse. Rund 40 Prozent des versiegelten Bodens in Österreich sind Verkehrsflächen. Sie fordern deshalb «grosse Investitionen in den öffentlichen Nah- und Fernverkehr» anstelle eines weiteren Ausbaus des Strassennetzes. Menschen sollten Alltagswege mit ÖV, zu Fuss oder mit dem Rad zurücklegen können – auch im ländlichen Raum.  

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.swissinfo.ch/ger/bundespolitik/soll-das-schweizer-autobahnnetz-ausgebaut-werden-das-stimmvolk-entscheidet/87585023  (de, fr), www.autobahnausbau-nein.ch/argumente (de, fr), www.zusammen-vorwaertskommen.ch/aktuell/medienkonferenzen/ein-ja-fuer-mehr-sicherheit-weniger-engpaesse-und-weniger-ausweichverkehr-auf-unserem-strassennetz (de, fr, it), https://tirol.orf.at/stories/3268185/ (de), https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240807_OTS0014/tiroler-tunnelprojekte-am-fernpass-verstossen-gegen-alpenkonvention (de), https://www.derstandard.at/story/3000000237465/scientists-for-future-teufelsspirale-durch-raumplanung-und-verkehr?ref=rss (de)