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Junge Menschen diskutieren über Flächenverbrauch im Val di Susa/I

14.06.2022 / Nora Leszczynski, CIPRA International
Die knappe Fläche im Tal Val di Susa/I führt zu Nutzungskonflikten zwischen der lokalen Bevölkerung und der italienischen Regierung, die ein internationales Bahnprojekt verwirklichen will. Ende Mai trafen sich im Val di Susa/I neun junge Menschen aus allen Alpenländern, um im Rahmen des Re.sources Projekts mit dem CIPRA Jugendbeirat über Flächenverbrauch zu diskutieren.
Bild Legende:
Der Bau eines Bahnprojekts im Val di Susa/I stösst bei der lokalen Bevölkerung auf Grund der sozialen und ökologischen Nachteile auf grossen Widerstand. (c) Isabella Helmschrott

Konflikt zwischen Landschaft, Landwirtschaft und Gütertransport: Unweit der Gemeinde Giaglione im Val di Susa/I soll die Hochgeschwindigkeitsstrecke «Nuova Linea Torino–Lione» (NLTL) zwischen Lyon und Torino entstehen. Die jungen Teilnehmer:innen aus dem Projekt Re.sources besuchten mit dem CIPRA Jugendbeirat (CYC) Ende Mai die Baustelle im Tal Val di Susa/I und diskutierten mit Vertreter der «No TAV»-Bewegung über die Umweltfolgen und sozialen Auswirkungen in der Region. Das von Erasmus+ finanzierte Projekt vernetzt junge Menschen aus dem ganzen Alpenraum zum Thema alpine Ressourcen. Der CYC, ein Partner im Projekt, hat sich auf den Flächenverbrauch im Val di Susa/I fokussiert und setzte sich mit der Ressource Landschaft auf einer Exkursion auseinander.

Das Tal Val di Susa/I ist bereits heute über eine Autobahn und eine Bahnstrecke erschlossen. Die neue Strecke soll hauptsächlich dem Güterverkehr dienen und wird als grenzüberschreitendes Projekt von der EU, der italienischen, sowie französischen Regierung finanziert. Auch wenn die Verlagerung des Gütertransports von der Strasse auf die Schiene wichtig für den Klimaschutz ist, müssen im Einzelfall die Vor- und Nachteile vor Ort abgewogen werden. Im Val di Susa haben die sozialen und ökologischen Nachteile dazu geführt, dass der Widerstand der lokalen Bevölkerung die Bauarbeiten stark ausgebremst haben. Für Louis Didelle aus Frankreich, Mitglied im CIPRA Jugendbeirat, war der Besuch der Baustelle eine traurige Erfahrung: «Wir konnten unter unseren Füssen die Zerstörung des Berges sehen, hören und spüren.» Aber Zeuge dieser Zerstörung zu sein, rechtfertige umso mehr das Engagement für den Schutz des Berges, so der 23-Jährige.

Ein Nutzungskonflikt der anderen Art

Die Exkursion führte die Teilnehmer:innen auch zur Sacra di San Michele. Die Abtei ist eines der Wahrzeichen der Region und bietet durch den weiten Blick ins Tal darüber hinaus einen Überblick über die aktuelle Landnutzung. Durch das Bahnprojekt kommen die verschiedenen Nutzungsansprüche wie Landwirtschaft, Tourismus und Industrie zunehmend unter Druck. Auch andere Ressourcen, wie etwa das Grundwasser, sind von den Bauarbeiten betroffen. Der 27-jährige Gabriel Popham aus Italien promoviert über das Projekt an der Universität Sussex und ist überzeugt: «Die No-TAV-Bewegung hat sich in der italienischen Mainstream-Presse den Ruf einer radikalen und oft gewalttätigen politischen Bewegung erworben, aber in ihrem Kern ist sie eine umweltbewusste, gewaltfreie lokale soziale Bewegung.»