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Brücke ins Nirgendwo
Sie überwinden keine Schluchten und verbinden keine Siedlungen: Die beiden Fussgängerbrücken an den Gipfeln des Skigebiets Glacier 3000 bei Gstaad und am Schabellgrat bei Elm dienen einzig als Besuchermagneten. Diese Infrastrukturvorhaben in der Schweiz weisen auf einen Trend des Wettrüstens in den Alpenländern hin und sind symptomatisch für den Aktionismus im Tourismus.
Der «Peak Walk by Tissot» im Skigebiet Glacier 3000 ist eine 107 Meter lange Hängebrücke, die zwei Gipfel, den Scex Rouge und den Vorgipfel, vereint. Die Verantwortlichen hoffen, dass dank dieser Attraktion BesucherInnen aus dem asiatischen Raum ins Berner Oberland strömen. Vergleichbar ist die Situation beim Schabellgrat: Geplant sind der Bau einer Aussichtsplattform unterhalb des Gipfels und ein Gratweg mit einer 45 Meter langen Hängebrücke über einen Sattel, der mühelos zu Fuss überwunden werden könnte. Verschiedene Umweltverbände gelangten in diesem Fall mit einer Beschwerde an das Glarner Verwaltungsgericht.
Ähnliche Infrastrukturen gibt es bereits, zum Beispiel in Österreich. Die Aussichtsplattform «Glocknerblick» am Stubnerkogel bei Gastein bietet durch eine eingelassene Glasöffnung einen freien Blick in den Abgrund. Der Dachstein «Skywalk», eine auf 2‘700 Metern liegende, balkonartige Plattform, ermöglicht einen Rundblick auf das alpine Bergpanorama und einen Tiefblick auf die senkrecht abfallende Felswand des Hunerkogels. Als «Wahrzeichen der Landschaft» werden solche Infrastrukturen vermarktet. Sie thronen zumeist an exponierten Stellen – und beeinträchtigen just dieselbe Landschaft, wegen der die meisten Menschen die Alpen schätzen und besuchen.
Quellen und weitere Informationen: http://mountainwilderness.ch/aktuell/einzelansicht/artikel/unsere-berge-brauchen-keine-geschmacksverstaerker/, http://mountainwilderness.ch/aktuell/einzelansicht/artikel/ausbau-des-schabellgrates-nicht-gesetzteskonform/