CIPRA Vertretungen:

Benutzerspezifische Werkzeuge

  Suchfilter  

Publikation

Die xylobionte Insektenfauna im ersten Jahr nach dem Sturm Lothar

Erscheinungsjahr2001
Autor(en)Roland Gautier
HerausgeberEidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Internet: http://www.wsl.ch
ErscheinungsortZürich
Sprachede
Bezughttp://biodiversity.sanwnet.ch/ibs/detail.php?id=62
Der Sturm Lothar warf am 26. Dezember 1999 in ganz Mitteleuropa unzählige Bäume um. Neben wirtschaftlichen Schäden bescherte uns der Sturm eine grosse Menge Totholz im Wald. Totholz und dessen Bewohner sind in unseren aufgeräumten Wirtschaftswäldern selten geworden. In dieser Arbeit interessierten die Auswirkungen dieser grossen Menge an Totholz in offenem, besonntem Habitat auf die xylobionte Insektenfauna. Neben den seltenen xylobionten Arten entwickeln sich auch forstwitschaftlich problematische Arten, wie beispielsweise einige Arten der Scolytidae (Borkenkäfer) im Totholz. Manche dieser Arten können sich bei reichem Angebot an Totholz sehr stark vermehren und auch lebende Bäume der Umgebung befallen, wenn das Brutsubstrat aufgebraucht ist. Da diese problematischen Arten hauptsächlich auf Nadelholz spezialisiert sind, interessierte die Entwicklung dieser Arten in Laubholzbeständen. Neben einer höheren Individuenzahl der xylobionten Insekten, ergab die Rarefaktion auch eine höhere Artenzahl dieser Gilde in den Windwurfflächen. Die erhöhte Individuenzahl ist vermutlich zu einem grossen Teil auf die günstigeren klimatischen Bedingungen zurückzuführen. Der Vergleich der Individuenzahl mit anderen Gruppen und die höhere Artenzahl zeigen aber, dass noch andere Faktoren eine Rolle spielen. Die Artenzusammensetzung hat sich in den Windwurfflächen ebenfalls stark verändert. Es fanden sich viele Spezialisten für offenes Habitat, die häufig auch von Blütenpflanzen abhängig sind. Im Wald hingegen waren Arten vorhanden, welche an feuchtes Klima und stärker zersetztes Totholz angepasst sind. Forstschädlinge gab es nur in geringer Anzahl. Einzig in der Windwurffläche in Brugg mit einem Nadelholzanteil von 50% ist mit einem starken Anstieg dieser Arten zu rechnen. Um die Diversität von xylobionten Insekten zu fördern, ist deshalb zu empfehlen, dass möglichst viel Totholz in den Windwurfflächen liegen bleibt. Neben dieser Massnahme, welche vor allem lichtbedürftige Arten fördert, ist es wichtig, für andere xylobionte Arten generell die Strukturvielfalt und die Menge an Totholz zu erhöhen.