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Luftschlösser brauchen Platz

02.10.2018
Toni sucht Reibungsflächen zwischen sich und seiner Umwelt. Dazu gehören auch Begegnungen mit Menschen, die im Kontrast zu seinen eigenen Ideen und seiner Lebenswelt stehen. «Nur so kann Neues entstehen», erklärt der Mittzwanziger.
Bild Legende:
Toni Büchel © Cristian Castelnuovo

Der Zug sei ein perfekter Ort, um mit Unbekannten ins Gespräch zu kommen. Toni pendelt zwischen seiner Heimat Liechtenstein und der österreichischen Hauptstadt Wien, wo er Geschichte und Digital Humanities studiert. Nebenher arbeitet er für eine Zeitung, für eine Gemeinde in Liechtenstein betreibt er Heimat- und Ahnenforschung, und in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer weist er Touristenbusse ein und arbeitet beim Werkhof.

Es sind die Begegnungen im Alltag, in die man einfach so reinstolpert, die ihn inspirieren. Solche Begegnungen zu suchen, sei nicht sinnvoll. «Es ist etwa gleich dumm, wie das Glück zu suchen.» Mit seinen zahlreichen Aktivitäten hilft er vielleicht doch ein bisschen nach, solche Reibungsflächen zu finden.

Doch Toni ist kein Abenteurer, der sich ohne Plan und Wasserflasche in den Dschungel aufmacht. Er geht bedächtigen Schrittes voran, immer bereit, innezuhalten, wenn die Inspiration ihn findet, oder auch mal umzukehren. Er denkt viel und in grossen Dimensionen. Ruhig und überlegt formuliert er seine Gedanken. Seine Tiefgründigkeit steht im Widerspruch zu seinem spitzbübischen Lachen und seinen schelmisch wippenden Locken. Die Augen verschwinden zu kleinen Schlitzen, aus denen es glitzert und funkelt.

Manchmal zwingen die Begegnungen ihn, sein Weltbild neu zu denken. Für diese «Luftschlösser», wie er sie nennt, brauche er Raum. In einem engen, starren Umfeld gelinge das nicht so gut. Hoch oben auf einem Berg oder mit Blick auf das Meer fällt es ihm leichter, Luftschlösser zu bauen; wenn die Landschaft den Gedanken Grösse und Weite zugesteht. Für Soziale Innovationen gelte letztlich dasselbe: Sie bräuchten Platz, offene Ohren und Arme, und entstünden an Reibungsflächen zwischen dem Alten und dem Neuen.

abgelegt unter: CIPRA Jahresbericht, I-LivAlps