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Ja zur «Makroregion Alpen» – aber nur mit Räumen gleichen Formats
07.02.2011
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Werner Bätzing
Wo fangen die Alpen an und wo enden sie? Diese Frage ist zentral für Überlegungen zur Frage der Alpenabgrenzung in Hinblick auf die Erarbeitung einer Alpenstrategie, wie sie zurzeit diskutiert wird. Nur Räume mit ähnlichen Voraussetzungen können Probleme gemeinsam meistern, findet Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg/D.
Die derzeitige Krise der Alpenkonvention lässt Überlegungen aufkommen, das Instrument verstauben zu lassen und stattdessen alles auf die Erarbeitung einer Alpenstrategie im Rahmen der EU-Makroregion «Alpine Space» zu setzen. Dieses Vorgehen auf Basis des EU-Alpenraumprogramms hätte jedoch für die Alpen sehr weit reichende Konsequenzen: Während die Alpenkonvention die Alpen mit 190’000 Quadratkilometern und 14 Millionen Einwohnern in etwa so abgrenzt, wie es dem normalen Menschenverstand entspricht, werden die Alpen bei der EU sehr weit gefasst; das Alpenraumprogramm umfasst ein Gebiet von 450’000 Quadratkilometern mit 70 Millionen Einwohnern. Dies bedeutet, dass die ausseralpinen Metropolen in der Nähe des Alpenrandes den eigentlichen Alpenraum bezüglich Bevölkerung, Arbeitsplätze und Wählerstimmen deutlich dominieren.
Das spricht aber nicht gegen das Konzept der EU-Makroregionen. Dieseswurde von der EU seit den 1980er Jahren entwickelt, um einerseits Regi-onen zu definieren, deren Probleme nur grenzüberschreitend zu lösen sind, und um andererseits regionale Potenziale grenzüberschreitend aufzuwerten. In den frühen Dokumenten wurden als exemplarische Makroregionen oft die Alpen im Perimeter der Alpenkonvention, der Nordsee- oder der Ostseeraum genannt. Diese Entwicklung mündete im Jahr 1999 in die Verabschiedung des Europäischen Raumentwicklungskonzepts EUREK. Allerdings brach die Diskussion über die Makroregionen in der EU mit Ausnahme des Ostseeraumes alsdann abrupt ab. Mit dem Lissabon-Vertrag wurde der «territoriale Zusammenhalt» 2009 erstmals normativ als EU-Ziel fixiert. Dies wertet die Makroregionen wieder auf. Jedoch bleibt unklar, wie diese konkret umgesetzt werden sollen.
In der aktuellen, stark durch neoliberale Gedanken geprägten Situation besteht die Tendenz, die EU-Makroregionen als Einzugsbereich mehrerer europäischer Metropolen zu verstehen, also als eine Art internationale Metropolregionen. Diese Interpretation widerspricht jedoch klar der ursprünglichen Absicht der EU: Die Gliederung Europas in Makroregionen soll Räume mit gleichen Problemen und Potenzialen zusammenfassen, und dies können sowohl Metropolregionen wie Nicht-Metropolregionen sein. Die Alpen zeigen diesen Unterschied besonders exemplarisch: Als Raum mit gemeinsamen, spezifischen Problemen und Potenzialen können nur die Alpen im Sinne der Alpenkonvention angesprochen werden, und nicht als grosser «Alpine Space», der den Alpen Räume mit völlig anderen Ausgangslagen hinzufügt.
Die Erarbeitung von Strategien für Makroregionen, die die EU derzeit vorantreibt, ist sinnvoll. Damit diese nachhaltig entwickelt werden, wäre es nötig, dass die EU das Einzugsgebiet des Alpenraumprogramms auf den Geltungsbereich der Alpenkonvention reduziert. Die Arbeit an einer Alpenstrategie steht vor genau denselben Herausforderungen wie die Alpenkonvention und könnte daher von deren Vorarbeiten stark profitieren – zum Vorteil der Alpen und der EU-Makroregionen.
Die politische Erklärung von Mitten-wald/D zur Erarbeitung einer Alpenstrategie fordert, den Verflechtungen zwischen dem Kerngebiet der Alpen und den ausseralpinen Metropolen einen besonderen Stellenwert einzuräumen. Dies ist richtig und notwendig, spricht aber nicht gegen die Abgrenzung der Alpen gemäss Alpenkonvention, sondern gerade dafür: Nur wenn die Alpen im Sinne der Alpenkonvention einheitlich auftreten, können sie mit den ausseralpinen Metropolen gleichberechtigt über Fragen der Raumentwicklung und der Ausgestaltung der Verflechtungen diskutieren; wären die Alpen als «Alpine Space» dagegen weiträumiger abgegrenzt, stünden den grossstädtischen Metropolen nur kleine und schwache Alpengemeinden und Alpenkreise als Partner gegenüber.
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Ein Experte des Alpenraums
Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg/D, setzt sich unermüdlich für die Alpen ein. Seine scharfe Analyse der Entwicklung des Alpenraums brachte dem 62-jährigen Professor zahlreiche Auszeichnungen ein. Er erhielt mehrere Preise für sein Buch «Die Alpen», das heute imdeutschen Sprachraum alsStandardwerk überdie Alpen gilt. Weitere Infos siehe: www.geographie.uni-erlangen.de
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aus: Szene Alpen Nr. 95 (www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/4586)
Das spricht aber nicht gegen das Konzept der EU-Makroregionen. Dieseswurde von der EU seit den 1980er Jahren entwickelt, um einerseits Regi-onen zu definieren, deren Probleme nur grenzüberschreitend zu lösen sind, und um andererseits regionale Potenziale grenzüberschreitend aufzuwerten. In den frühen Dokumenten wurden als exemplarische Makroregionen oft die Alpen im Perimeter der Alpenkonvention, der Nordsee- oder der Ostseeraum genannt. Diese Entwicklung mündete im Jahr 1999 in die Verabschiedung des Europäischen Raumentwicklungskonzepts EUREK. Allerdings brach die Diskussion über die Makroregionen in der EU mit Ausnahme des Ostseeraumes alsdann abrupt ab. Mit dem Lissabon-Vertrag wurde der «territoriale Zusammenhalt» 2009 erstmals normativ als EU-Ziel fixiert. Dies wertet die Makroregionen wieder auf. Jedoch bleibt unklar, wie diese konkret umgesetzt werden sollen.
In der aktuellen, stark durch neoliberale Gedanken geprägten Situation besteht die Tendenz, die EU-Makroregionen als Einzugsbereich mehrerer europäischer Metropolen zu verstehen, also als eine Art internationale Metropolregionen. Diese Interpretation widerspricht jedoch klar der ursprünglichen Absicht der EU: Die Gliederung Europas in Makroregionen soll Räume mit gleichen Problemen und Potenzialen zusammenfassen, und dies können sowohl Metropolregionen wie Nicht-Metropolregionen sein. Die Alpen zeigen diesen Unterschied besonders exemplarisch: Als Raum mit gemeinsamen, spezifischen Problemen und Potenzialen können nur die Alpen im Sinne der Alpenkonvention angesprochen werden, und nicht als grosser «Alpine Space», der den Alpen Räume mit völlig anderen Ausgangslagen hinzufügt.
Die Erarbeitung von Strategien für Makroregionen, die die EU derzeit vorantreibt, ist sinnvoll. Damit diese nachhaltig entwickelt werden, wäre es nötig, dass die EU das Einzugsgebiet des Alpenraumprogramms auf den Geltungsbereich der Alpenkonvention reduziert. Die Arbeit an einer Alpenstrategie steht vor genau denselben Herausforderungen wie die Alpenkonvention und könnte daher von deren Vorarbeiten stark profitieren – zum Vorteil der Alpen und der EU-Makroregionen.
Die politische Erklärung von Mitten-wald/D zur Erarbeitung einer Alpenstrategie fordert, den Verflechtungen zwischen dem Kerngebiet der Alpen und den ausseralpinen Metropolen einen besonderen Stellenwert einzuräumen. Dies ist richtig und notwendig, spricht aber nicht gegen die Abgrenzung der Alpen gemäss Alpenkonvention, sondern gerade dafür: Nur wenn die Alpen im Sinne der Alpenkonvention einheitlich auftreten, können sie mit den ausseralpinen Metropolen gleichberechtigt über Fragen der Raumentwicklung und der Ausgestaltung der Verflechtungen diskutieren; wären die Alpen als «Alpine Space» dagegen weiträumiger abgegrenzt, stünden den grossstädtischen Metropolen nur kleine und schwache Alpengemeinden und Alpenkreise als Partner gegenüber.
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Ein Experte des Alpenraums
Werner Bätzing, Professor für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg/D, setzt sich unermüdlich für die Alpen ein. Seine scharfe Analyse der Entwicklung des Alpenraums brachte dem 62-jährigen Professor zahlreiche Auszeichnungen ein. Er erhielt mehrere Preise für sein Buch «Die Alpen», das heute imdeutschen Sprachraum alsStandardwerk überdie Alpen gilt. Weitere Infos siehe: www.geographie.uni-erlangen.de
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aus: Szene Alpen Nr. 95 (www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/4586)