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Naturverträglich mit dem Klimawandel umgehen

01.12.2007 / Andreas Götz
Alle reden vom Klima. Der Aktivismus, der sich allenthalben abzeichnet, ist zuweilen etwas blind. Die CIPRA setzt auf Weitsicht und möchte wissen, welche Massnahmen zur Verminderung und Anpassung nachhaltig und naturverträglich sind – und welche uns vom Regen in die Traufe bringen.
Mit dem Projekt «Zukunft in den Alpen» (www.cipra.org/zukunft) hat die CIPRA für einen umfassenden und wirkungsvollen Wissenstransfer – von der Forschung in die Praxis, von den Ostalpen in die Westalpen und umgekehrt – gesorgt. Im Mittelpunkt standen Fragen wie Schutzgebiete, Wertschöpfung, Verkehr und Partizipation.

Das Kind nicht mit dem Bad ausschütten
Als Querschnittsthema stand auch der Klimawandel im Fokus des Interesses von «Zukunft in den Alpen». So führte die CIPRA in Bad Hindelang/D eine Konferenz mit über 200 Teilnehmenden durch und gab einen viersprachigen Tagungsband heraus. Auch im 3. Alpenreport – einem wichtigen Produkt von «Zukunft in den Alpen» – finden sich Reportagen und ein Hintergrundkapitel zum Klimawandel.
Nun geht die CIPRA einen Schritt weiter: In einem für 2008 geplanten Projekt steht der naturverträgliche Umgang mit dem Klimawandel im Mittelpunkt. Nachdem der Klimawandel zunächst kaum ernst genommen wurde, hat die Politik die Brisanz des Themas nun erkannt und startet eine breite Palette von Vermeidungs- und Anpassungsmassnahmen. Welche – auch negativen – Folgen diese Massnahmen für Natur, Wirtschaft und Gesellschaft haben werden, bleibt dabei völlig ausgeklammert. Dieses Defizit will die CIPRA in ihrem Projekt beheben.

Neue Sommerfrische oder: Der Alpentourismus startet durch
Beispiel Tourismus: Durch die zu erwartende drückende Sommerhitze im Mittelmeerraum werden die Alpen auch im Sommer zu einer immer attraktiveren Destination. Eine mögliche Folge ist die Wiederentdeckung der Sommerfrische und damit verbunden eine bessere Verteilung der Tourismusaktivitäten auf sämtliche Jahreszeiten. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass in bisher wenig erschlossenen Gebieten neue Hotels und Wochenendhäuser gebaut werden. Die Folgen sind bekannt: steigende Bodenpreise, zunehmendes Verkehrsaufkommen, übermässige ökologische Belastungen.
Derweilen weicht der Wintertourismus in höhere Lagen aus, die Tourismusbetreiber planen in breitem Stil Seilbahnen und Skilifte in der heutigen Gletscherzone – mit unabsehbaren Folgen für die sensiblen Ökosysteme des Hochgebirges.
Im neuen Projekt plant die CIPRA einerseits zu untersuchen, welche Konsequenzen die klimabedingte touristische Neu-orientierung haben wird, und andererseits aufzuzeigen, wie der touristische Veränderungsprozess nachhaltig gestaltet werden kann.

Freie Fahrt für die erneuerbaren Energien?
Beispiel Energie: Die Politik vollzieht derzeit einen Schwenk in Richtung erneuerbare Energien. Dies ist grundsätzlich zu begrüssen. Allerdings wird dadurch auch der Anbau von Energiepflanzen zunehmen. In Lateinamerika hat dies zu einer massiven Verteuerung von Mais geführt, zur sogenannten «Tortillakrise». Die Armen Lateinamerikas können sich ihr Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten, weil die Industrieländer für den Mais als Treibstoff bessere Preise zahlen.
In den Alpen wiederum besteht die Gefahr, dass durch die Förderung von Biomasse die Wälder übernutzt und selbst abgelegenste Bergwälder mit einer Forststrasse erschlossen werden und dass vermehrt auf Monokulturen gesetzt wird. Bei diesen Auswüchsen heisst es, rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben und nach umweltverträglicheren Lösungen zu suchen.

Ein Wettbewerb fürs Alpenklima
Was als gut gemeinte Reaktion auf den Klimawandel gedacht ist, kann, wie diese Beispiele zeigen, massive Folgen für Naturraum und Landschaft nach sich ziehen. Darum kümmern sich jedoch die wenigsten aktuellen Projekte, Programme und Forschungsinitiativen.
Das neue CIPRA-Projekt will daher aktuelles Wissen zum Thema «Klimafolgen» sammeln und aufbereiten. Im Mittelpunkt stehen die Auswirkungen der Vermeidungs- und Anpassungsmassnahmen in den beiden Themenbereichen Naturraum, (Ökologie, Biodiversität, Landschaft, Wasserhaushalt, Naturgefahren ect.), sowie Wirtschafts- und Sozialsystem (Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Wasserwirtschaft, Energie und Verkehr).
Den Startschuss soll ein alpenweiter Wettbewerb um erfolgreiche Klima-Umsetzungsprojekte bilden. Neben einer Klimakampagne ist auch eine Tagung vorgesehen, um aktuelles Wissen publik zu machen und die breite Öffentlichkeit für die «Folgen der Folgen» des Klimawandels zu sensibilisieren. Parallel dazu soll bereits ein grösseres, mehrjähriges Anschlussprojekt vorbereitet werden, bei dem es um Wissenstransfer und Arbeit in Pilotregionen geht – und vor allem um nachhaltige Antworten auf den Klimawandel...
Die CIPRA plant, dabei mit wichtigen Akteuren des Klimawandels aus Forschung, Praxis und NGOs zusammenzuarbeiten. Die Finanzierung des Projekts ist noch nicht gesichert.
abgelegt unter: Klimawandel, Klimapolitik