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Bevölkerung und Kultur sind Teil der Alpen

31.10.2000 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Bei der Formulierung der Alpenkonvention wurde dem Bereich "Bevölkerung und Kultur" eine Vorzugsstellung eingeräumt. Heute ist davon wenig zu spüren. Nun soll es zwar möglicherweise kein Protokoll, wenigstens aber eine Arbeitsgruppe geben.
Die Alpenkonvention wurde als "Rahmenkonvention" ausformuliert. Das heisst dass nur ein grober Rahmen vorgegeben und zu den wichtigsten Themen wenige Kernaussagen formuliert wurden. Einzelheiten sollten in Ausführungsprotokollen festgehalten werden. In Art. 2 Abs. 2 der Konvention werden die Handlungsfelder, für welche ein Protokoll vorgesehen ist, aufgeführt: Bergwald, Bodenschutz, Energie, Verkehr, Raumplanung usw., zwölf Stück an der Zahl. Und ganz zuerst als "Litera a)" das Handlungsfeld "Bevölkerung und Kultur".
Sieben Protokolle sind unterzeichnet, ein achtes ist zur Unterzeichnung bereit, aber ein "Protokoll Bevölkerung und Kultur" gibt es in der Alpenkonvention bis heute trotz der "Pole Position" in Artikel 2 noch nicht. Die CIPRA hat deshalb ein Papier verfasst, welches die Dringlichkeit eines solchen Protokolls darstellt. Der Text ist auf der CIPRA-Website (www.cipra.org) unter "Alpenkonvention / Stellung der CIPRA zur Alpenkonvention" zu finden. Es kann auch bei der CIPRA bestellt werden. Das Institut für Volkskultur und Kulturentwicklung in Innsbruck hat in Zusammenarbeit mit der Pro Vita Alpina ebenfalls ein umfassendes Papier zu diesem Thema ausgearbeitet.

Kulturelle Vielfalt und Lebensqualität fördern
Das Protokoll "Bevölkerung und Kultur" soll sich direkt an die BewohnerInnen und BesucherInnen der Alpen wenden, der Mensch steht im Mittelpunkt. Ohne ein solches Protokoll ist das Nachhaltigkeits-Dreieck von Rio unvollendet. Dies ist ein äusserst ungünstiges und unangebrachtes Signal an die Bevölkerung des Alpenraums.
Regionale Identität entsteht durch die vertiefte Beschäftigung mit dem natürlichen und kulturellen Erbe und der Entwicklung von Zukunftsperspektiven einer Region. Ziel eines solchen Protokolls muss es sein, interkulturell innerhalb und über die Alpen hinaus Brücken zu bauen. Diversität ist in einem gemeinsamen Rahmen zu fördern. Kultur darf nicht bei Tradition und Brauchtum enden, sondern muss als zukunftsorientierter und dynamischer Prozess betrachtet werden. Deshalb muss ein Protokoll "Bevölkerung und Kultur" Zukunftsperspektiven beinhalten, dynamisch sein und die Alpen als offenes Gebilde betrachten.
Das Protokoll soll sozioökonomische und soziokulturelle Aspekte gleichermassen berücksichtigen. Ziel ist es, das natürliche und kulturelle Erbe zu erhalten und weiterzuentwickeln, die Lebensgrundlagen der Bevölkerung sicherzustellen und eine möglichst optimale Lebensqualität für BewohnerInnen und BesucherInnen zu schaffen. Hier zeigt sich die sehr grosse Bedeutung eines umfassenden Nachhaltigkeitsbegriffes.

Arbeitsgruppe geplant
Aufbauend auf das erwähnte CIPRA-Papier hat der Schweizer Vorsitz dem Ständigen Ausschuss der Alpenkonferenz den Vorschlag unterbreitet, eine Arbeitsgruppe zu diesem Thema einzusetzen. Ziel soll allerdings (noch) nicht die Ausarbeitung eines Protokolltextes sein, für welchen die CIPRA bereits sehr weitgehende Vorschläge vorgelegt hat. Vielmehr soll vorerst ein sinnvolles Vorgehen und die mögliche Struktur eines eventuellen Protokolls skizziert werden. An der 17. Sitzung des Ständigen Ausschusses in Locarno vom 4. - 6. September hat sich gezeigt, dass die Staaten befürchten, die Bevölkerung könnte zu weitgehende Ansprüche aus einem solchen Protokoll ableiten.

Quelle: CIPRA Info 58, www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/885