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Städtische Landschaften

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(c) ramboldheiner

Urbane und dicht besiedelte Gebiete dehnen sich vor allem in den bereits stark genutzten Talböden aus. Zwar dringt das Problem des Bodenverbrauchs langsam ins öffentliche Bewusstsein. In Österreich etwa wurde der Verbrauch durch Versiegelung und Überbauung von 2010 bis 2018 halbiert*. Noch immer aber werden dort pro Tag zwölf Hektar Boden** «vernichtet». Dieser Flächenfrass hat negative Konsequenzen auf die Biodiversität, die Funktionalität des Bodens, wirkt sich ungünstig auf das lokale Klima aus und beeinträchtigt die Qualität der Landschaft und die Lebensqualität der BewohnerInnen. Zusätzlich hat der Klimawandel grosse Auswirkungen auf die Siedlungsgebiete und Verkehrsinfrastrukturen, sei es in Form von steigenden Temperaturen, Überschwemmungen oder zunehmender Hanginstabilität. Darüber hinaus werden Formen der Raumplanung benötigt, die auf Transdisziplinarität setzen und komplexe Herausforderungen durch die Kombination von sozialen, ökologischen, finanziellen und politischen Ansätzen angehen, um nachhaltige Lebensräume in den Städten zu schaffen (vgl. «Landschaft aushandeln»).


Trends und Herausforderungen

Durch den Klimawandel leiden Bewohnerinnen und Bewohner alpiner Städte im Sommer sehr viel mehr unter der Hitze als solche ländlicher Gebiete. Die Baumaterialien und der Mangel an Grünflächen und natürlicher Umgebung in den Städten verschärfen diese Tendenz zusätzlich. Gleichzeitig spielen städtische Landschaften auch eine wichtige Rolle beim Schutz der Biodiversität. So finden beispielsweise Insekten häufig in den Städten mehr Nahrung und Lebensräume als in ländlichen Gebieten mit grossen Monokulturen. Darüber hinaus bieten Grünflächen Möglichkeiten, sich zu entspannen, andere Menschen zu treffen, die Natur zu beobachten und am sozialen Leben einer Stadt teilzunehmen, z.B. durch städtische Gartenprojekte.

Eine weitere Herausforderung ist die zunehmende Zahl leer stehender Gebäude und Wohnungen in alpinen Städten. Demografischer Wandel und neue Wohnformen, aber auch rechtliche Hindernisse und Spekulationen auf dem Immobilienmarkt verschärfen diese Situation. 

Forderungen

Die CIPRA fordert, dass Städte und städtische Gebiete bestimmte Anteile an Grünflächen rechtlich absichern und bei neuen Projekten über Bauvorschriften einfordern. 

Städte müssen auch mehr Verantwortung für die Natur innerhalb ihrer Grenzen übernehmen – sei es in Bezug auf die Biodiversität, den Hochwasserschutz oder die Anpassung an wärmere Temperaturen. Grüne und blaue Infrastrukturen, also Grünflächen und Wasserläufe in den Städten müssen gestärkt werden. 

Grünflächen in Städten müssen für jede Bewohnerin und jeden Bewohner in kurzer Zeit zugänglich sein. Die Fähigkeit der Natur, die Temperatur zu regulieren und die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen, muss noch viel besser in Stadtplanungsstrategien integriert werden.  

Solange es in den urbanen Zentren noch ungenutzte Baulandreserven gibt, dürfen keine neuen Flächen in Bauland umgewandelt werden. Bevor neue Gebäude errichtet werden, müssen bestehende leer stehende Gebäude saniert und umgenutzt werden. Dies senkt nicht nur Landverbrauch und CO2-Ausstoss, sondern schafft auch einen Mehrwert für bestehende Stadtviertel und Dörfer.

 

*  Umweltbundesamt (2019): Bodenverbrauch in Österreich. Status quo Bericht zur Reduktion des Bodenverbrauchs in Österreich.

** als Vergleich: Das entspricht rund 17 Fussballfeldern.

Weiterführende Informationen