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Dossier

Wintertourismus in den Alpen

06.02.2017
Bild Legende:
© atze_67 / flickr

Wozu Wintertourismus?

Verschneite Berge, unberührte Landschaften, mondstille Nächte: Das Bild, das Tourismusanbieter vom Winter in den Alpen vermitteln, stimmt immer weniger mit der Realität überein. Stattdessen ziehen sich Kunstschneepisten durch abgeholzte braune Hänge, Pistenfahrzeuge rattern nachts rauf und runter, das Gipfelerlebnis ist den zahlenden Restaurantbesuchern vorenthalten, im Tal versperren Bettenburgen die Aussicht auf das Bergpanorama, die Gemeinde ist verschuldet ob der hohen Infrastrukturkosten. Der Wintertourismus in den Alpen ist in der Krise.

Diese Entwicklung ist nicht nur für Gäste und Tourismusanbieter problematisch, sondern auch für die Menschen, die das ganze Jahr dort leben. Denn Tourismus ist kein Selbstzweck. Die Möglichkeit, den eigenen Lebensmittelpunkt zu verlassen und sich für eine gewisse Zeit andernorts aufzuhalten, ist ein Luxus, den sich weltweit nur wenige Menschen leisten können. Viele dieser leben in Europa. Entsprechend haben die Alpen profitiert in den vergangenen Jahrzehnten. Inzwischen ist die Anzahl WintersportlerInnen rückläufig und weiter entfernte Destinationen locken mit exotischen Angeboten. Der Klimawandel trübt die Aussicht auf Besserung.

Der Beschäftigungsanteil im alpinen Tourismus wird auf zehn bis 15 Prozent geschätzt, mit starker regionaler und saisonaler Schwankung. Die Löhne sind unterdurchschnittlich, der Frauen- und Migrantenanteil ist überdurchschnittlich. Ob Wintertourismus auch in Zukunft zum wirtschaftlichen Auskommen der AlpenbewohnerInnen beitragen kann, hängt einerseits von den sozialen und ökologischen Bedingungen und Ressourcen ab. Andererseits ebenso von den Auswirkungen des Wintertourismus aus sozialer und ökologischer Sicht, und ob all das bei der weiteren Entwicklung entsprechend berücksichtigt wird.
 

Quellen und weitere Informationen:

Alpenkonvention (2013): Alpenzustandsbericht «Nachhaltiger Tourismus in den Alpen»

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