CIPRA Jahresfachtagung 1998
Energiezukunft Alpen - die Öffnung der Strommärkte und die Folgen für die Berggebiete
Tagungsband zur CIPRA-Jahreskonferenz 1998 in Locarno, Schweiz.
Der Tagungsband ist ein interessantes Werk für alle, die sich für die "Energiezukunft Alpen" interessieren. Angesichts der Wichtigkeit des Themas "Energie" für die Alpen geht das Buch über das Thema der Tagung hinaus und gibt einen allgemeinen Überblick über den Energiesektor und die sich für die Alpen ergebenden Probleme.
Die Umsetzung des Prinzips der Nachhaltigkeit, welches seit der Rio-Konferenz anerkannt ist, fordert einen anderen Umgang mit der Energie. Es ist unumgänglich, dass dem unbedachten Verbrauch fossiler Energiequellen ein Ende gesetzt wird: ab jetzt müssen wir uns erneuerbarer Energieträger bedienen. Dies beinhaltet eine drastische Verringerung des globalen Energiekonsums. Neue effiziente und massvolle Energienutzungsformen, die eine bessere Lebensqualität bieten, müssen angewandt werden.
Im ersten Teil des Tagungsbandes werden die Erkenntnisse zusammengetragen, welche in diese "neue" Richtung zielen. Das zweite Kapitel stellt nachhaltige Konsummuster in den Mittelpunkt. Diese beinhalten die Verwendung heute bereits vorhandener Technologien für effiziente Energienutzung, so z.B. Abwärmenutzung, Niedrigenergiehäuser, etc. Die heutigen Technologien würden es erlauben, den Verbrauch an Nutzenergie um mindestens 50% zu verringern, ohne unsere Lebensqualität und unseren Wohlstand anzutasten. Andererseits ist es unerlässlich, auf individueller Ebene die eigenen Verschwendergewohnheiten zu Gunsten eines genügsameren Lebensstiles zu modifizieren.
Im Kapitel über die Produktionsmuster werden die für die Alpen relevanten erneuerbaren Energiequellen dargestellt und ihre Vorteile, die derzeitige Nutzung und das vorhandene Potential analysiert.
Steuerungsintrumente, die der Wirtschaft Impulse in die richtige Richtung geben, sind unbedingt notwendig: ökonomische Steuerungsinstrumente wie Steuern, Abgaben, Subventionen, Emissionszertifikaten und ökologische Steuerreform. Andere, nicht ökonomische Steuerinstrumente sind z.B. Emissionsgrenzwerte oder Energieverbrauchsgrenzwerte, die in Bauverordnungen integriert werden können. Die Raumplanung ist ein wichtiges Instrument, um Infrastrukturen und Siedlungen so vernünftig wie möglich zu organisieren und die Verschwendung von Energie zu vermeiden. Einige Förderungsinstrumente für erneuerbare Energien in den Alpenländern werden am Ende des ersten Teiles genannt.
Das zweite Kapitel ist den Vorträgen der Konferenz gewidmet. Hauptthema der Diskussion war die Öffnung der Strommärkte. Es wurde versucht, sowohl den Produzenten als auch den Stromhändlern bezüglich der vorhandenen Interessen das Wort zu geben. Die Diskussion wird mit Texten externer Autoren vervollständigt. Beachtenswert ist auch das Kapitel über die Wasserkraft. Deren Möglichkeiten und Gefahren nach der Öffnung der Märkte werden von verschiedenen - wenn auch nur schweizerischen - Standpunkten aus analysiert: aus der Sicht der Produzenten, der Berggebiete, des Flachlandes und der ÖkologInnen. Parallel zum ersten Teil werden hier Instrumente einer sozial und ökologisch geprägten Öffnung des Strommarktes vorgeschlagen. Wie müsste beispielsweise das Verteilernetz und der Stromhandel im allgemeinen organisiert sein, um den sozialen und ökologischen Erfordernissen Rechnung zu tragen?
Die Schlussfolgerung des Tagungsbandes ist dem Beitrag des Energieprotokolls der Alpenkonvention zur nachhaltigen Energiezukunft der Alpen und einem Fazit der Grundzüge einer nachhaltigen Energiepolitik für die Alpen gewidmet.