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Publikation

Der Tourismus im Oberallgäu und im Oberwallis

Erscheinungsjahr2006
Autor(en)Meike Fehrholz
Co-HerausgeberHerausgegeben vom Geographischen Institut durch Armin Gerstenhauer, Günther Glebe, Ekkehard Jordan, Elmar Sabelberg, Heinz Günther Steinberg, Karl Vorlaufer, Norbert Wein, Gerd Wenzens
VerlagGeographisches Institutes der Heinrich-Heine-Universität
ErscheinungsortDüsseldorf
Sprachede
DokumentartDissertation
Tourismus in den Alpen: Die meisten denken da wohl gleich an Skilaufen und Bergwandern. "Es gibt aber enorm viele Unterschiede", sagt die frisch promovierte Düsseldorfer Geographin Meike Fehrholz (29). Und so interessante, dass sie genügend Forschungsmaterial für eine Dissertation ergeben.

Schon ihr Magisterarbeitsthema, das Saastal, hatte Meike Fehrholz in die Schweiz geführt. In ihrer folgenden Arbeit bei Doktorvater Prof. Dr. Gerd Wenzens verschob bzw. verdoppelte sie den Fokus und verglich - in touristischer Hinsicht - eine schweizerische und eine deutsche alpine Region miteinander. Der vollständige Titel: "Grundlagen und Raumrelevanzen, Struktur und Perspektiven des Tourismus im Oberallgäu (Deutschland) und im Oberwallis (Schweiz) - untersucht am Beispiel ausgewählter Gemeinden".
"Die Methode des Vergleichs ist für die Geographie überhaupt typisch", erklärt Meike Fehrholz. In beiden Regionen hat sie je drei Orte ausgewählt, die aufgrund ihrer Entwicklung und Beschaffenheit paarweise denen der anderen Region gegenübergestellt werden können. Im Oberallgäu sind dies Oberstdorf, Oberstaufen und Balderschwang, im Oberwallis Saas-Fee, Leukerbad und Bettmeralp. Beide Regionen nimmt sie aber zunächst je für sich in den Blick. "Der Sinn der Untersuchung", sagt Fehrholz, "war ja gerade, eine integrative Analyse vorzunehmen", die nämlich geographische, demographische und sozioökonomische Faktoren umfasst und sie mit einer Untersuchung des touristischen Angebots, der Nachfrage und der Perspektive verbindet. Unter anderem hat Meike Fehrholz hierfür 400 Urlaubsgäste befragt, je 200 auf deutscher und auf schweizerischer Seite, davon wiederum jeweils 100 im Sommer und im Winter. Die Datensammlung vor Ort war nicht zuletzt mit großen Reisekosten verbunden. Dafür durfte sie aber auch "in einigen der attraktivsten Ferienorte der Alpen" recherchieren, gibt Meike Fehrholz gern zu.
Natürlich locke auch das Oberallgäu zum Skifahren, aber es liegt nicht in so großer Höhe wie das Oberwallis. Die Berge sind nur bis zu 2000 Meter hoch. "Was Skitourismus betrifft, begünstigt der Klimawandel höhergelegene Orte, weil sich die Schneefallgrenze nach oben verschiebt", erläutert
die Geographin. Das Oberallgäu könne deshalb für die Zukunft mehr auf den Wander- und den Erholungs- bzw. Wellness-Tourismus setzen. Im Sommer überwiegen in dieser Region ältere Gäste. Hier unternehmen viele Touristen Ausflüge von ihrem Urlaubsort ins Umland. "Die regionale Vernetzung ist im Allgäu viel größer als im Wallis", erläutert Fehrholz. Das biete die Möglichkeit, die Region als ein Ganzes zu vermarkten.
Das Oberwallis habe sich dagegen eher punktuell entwickelt. "In der Schweiz ist Ski die Top-Urlaubs-Aktivität", so Fehrholz, allerdings eine, die die Urlauber in der Regel nicht über den jeweiligen Ort hinausführt. Für die Zukunft sei es jedoch nicht sinnvoll, sich dort nur wegen der hohen Schneesicherheit als reiner Skiort zu definieren und sich somit der Gefahr einer "labilen touristischen Monostruktur", wie Fehrholz sagt, auszusetzen. Das Thermalbad Leukerbad ziehe nach wie vor viele Gäste an, aber "die Beherbergungsmöglichkeiten dort müssten modernisiert werden".
"Jeder Ort muss sich auf sein eigenes Profil und seinen typischen Merkmale besinnen", fasst die Geographin zusammen. In beiden untersuchten Regionen sei das Sommergeschäft rückläufig. Im Oberallgäu kommen nur sechs Prozent der Touristen aus dem Ausland, hier sei mehr Werbung nötig, gleichfalls für Oberstdorf, um die Stadt auch für jüngeres Publikum attraktiv zu machen. Das Oberallgäu wie das Oberwallis seien auch in Zukunft keine Gebiete für Dumpingpreisstrategien. Vielmehr können sie sich nur auf den Faktor Qualität verlegen, gerade vor dem Hintergrund, "dass der Trend überhaupt zu Kurzreisen geht", - und die mit hohem Komfortanspruch. Für private Wohnraumanbieter und die Untervermietungs-"Parahotellerie", so ein Fazit von Fehrholz, brechen deshalb schwere Zeiten an.
abgelegt unter: Tourismus