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Verlassen und unbewirtschaftet

27.09.2021 / Veronika Hribernik, CIPRA International
Entlegene Bergdörfer im Piemont/I kämpfen seit Jahren mit starker Abwanderung. Die Region unterstützt nun Menschen, die zurück in die Berge ziehen. Eine Studie aus Österreich zeigt, wie gefährdet die alpine Landwirtschaft ist.
Bild Legende:
Ein wiederbelebtes Bergdorf: Ostana/I am Fusse des Monte Viso zählte 1985 noch fünf Einwohner. Heute beheimatet es ein Reallabor für nachhaltige Zukunftstechniken. © Remo Costantini, wiki commons

Ein Haus in einem Bergdorf mit weniger als 5‘000 Einwohner:innen als Hauptwohnsitz bringt finanzielle Unterstützung von 10‘000 bis 40‘000 Euro: Anfang September 2021 veröffentlichte die Region Piemont/I eine Ausschreibung für einen Fördertopf mit rund zehn Millionen Euro für den Kauf alpiner Immobilien. Bevorzugt unterstützt werden junge Menschen, die von zuhause arbeiten, Kinder unter 10 Jahren haben, das Haus mit regionalen Materialen und im regionstypischen Baustil renovieren oder eine Firma mit Sitz in einer piemontesischen Berggemeinde mit der Renovierung beauftragen.

Offen bleibt, wie die neuen Bewohner:innen dort auch abseits vom Homeoffice arbeiten können. In der Region hofft man, dass Dorfgemeinschaften durch den Zuzug aus den Städten wieder wachsen und damit auch neue Erwerbsmöglichkeiten geschaffen werden. Es besteht aber das Risiko, dass es nur zu kurzzeitigen Ansiedlungen kommt. Ein weiteres Förderprogramm soll daher den Aufbau von «Service-Shops» ermöglichen. Dort sollen neben Produkten auch Dienstleistungen für die örtliche Gemeinschaft angeboten werden, um die kommerzielle Verödung der Bergdörfer zu bekämpfen.

Landwirtschaft am Berg

Immer mehr und immer billiger produzieren: Eine österreichische Studie zeigt, dass dieser Trend die Berggebiete marginalisiert und sie abhängig von Ausgleichszahlungen gemacht hat. Vor allem im Alpenraum sei die Gefahr sehr gross, dass landwirtschaftliche Flächen aufgegeben werden. Um diesem Trend entgegenzuwirken, empfiehlt die Studie politische Instrumente wie Ausbildungsprogramme, finanzielle Sicherheit, niederschwellige Unterstützung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe, gezielte Investitionsunterstützung und einen vereinfachten Zugang zu Land. Ausserdem müsse man negative Zuschreibungen der Berglandwirtschaft wie «Rückständigkeit» oder «Benachteiligung» überwinden, schreiben die Studienautor:innen in einem Artikel für Via Campesina. Um mögliche alternative Bewirtschaftungsformen und positive Leitbilder zu unterstützen, brauche es Beispiele innovativer Aktivitäten, resümieren sie. Die Studie wurde von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen (BAB) und dem Österreichischen Institut für Raumplanung (ÖIR) für das Europäische Parlament erstellt.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.regione.piemonte.it/web/pinforma/comunicati-stampa/via-dalla-citta-regione-piemonte-lancia-una-campagna-nazionale-incentivi-per-chi-sceglie-andare (it), uncem.piemonte.it/723-2/ (it), www.viacampesina.at/risiko-berggebiete-bewirtschaftungsaufgabe/ (de), www.br.de/berge/kleine-doerfer-alpen-paradies-verfall100.html (de), www.alpenverein.de/dav-services/panorama-magazin/buecherberg/werner-baetzing-die-alpen-das-verschwinden-einer-kulturlandschaft_aid_33021.html (de), www.alpenverein.de/dav-services/panorama-magazin/buecherberg/werner-baetzing-das-landleben-und-bibliographie-alm-und-alpwirtschaft_aid_37237.html (de), monviso-institute.org/ (en)