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Übertourismus: In den Alpen angekommen

18.09.2019 / alpMedia
Immer mehr Gäste, die immer kürzer verweilen: Die Beliebtheit vieler Orte und Ausflugsziele in den Alpen wird zu einem Problem für Einheimische und Natur, wie Beispiele zeigen.
Bild Legende:
Auf der Suche nach Fotomotiven: Touristen oberhalb des Hallstättersees/A. (c) ivabalk, Pixabay

Seit diesem Sommer dürfen nur Personen mit Hüttenreservierung die Normalroute zum Mont Blanc begehen. Unerlaubtes Campieren kostet 300'000 Euro und wird mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft. Der Grund: Jede Saison wollen mehr als 20'000 Menschen auf den mit 4'810 Metern höchsten Gipfel der Alpen. Aufgrund mangelnder Erfahrung und Ortskenntnis passieren alleine hier mehr als die Hälfte aller Bergunfälle in Frankreich.

Die 800-Seelen-Gemeinde Hallstatt/A nimmt jährlich mehr Geld mit seinen öffentlichen Toilettenanlagen ein als mit der Grundsteuer: 150'000 Euro. Dieses Geld stammt vor allem aus den Taschen von rund einer Million Touristen, die hier einen Fotostopp einlegen. Ein normaler Alltag ist den Einheimischen kaum noch möglich. Berühmt wurde Hallstatt durch eine koreanische TV-Serie, eine exakte Kopie des Orts steht in China. 20'000 Reisebusse kamen alleine 2018 an, nun plant die Gemeinde ein Online-Anmeldesystem und teurere Busgebühren.

Übertourismus, oft Overtourism genannt, kennt auch die Schweiz: Dort schafft der Tourismusort Davos seine Gästekarte ab. Mit ihr konnten Hotelgäste im Sommer bisher alle Bergbahnen kostenlos nutzen – zuletzt war es wegen der vielen Gäste allerdings zu Engpässen gekommen. Ein weiteres Beispiel ist der Palpuognasee am Albulapass/CH, dort tummeln sich an schönen Tagen bis zu tausend Menschen. Ranger sollen nun für Ordnung sorgen und BesucherInnen informieren.

Auf der Suche nach dem perfekten Fotomotiv

Übertourismus betreffe vorwiegend soziale Aspekte, Massentourismus beziehe sich eher auf Umweltfaktoren, erklärt Christian Baumgartner, Professor an der an der HTW Chur/CH am Institut für Tourismus und Freizeit. Postings auf Social-Media-Plattformen spielen gerade zu Beginn eine grosse Rolle, meint der Vizepräsident von CIPRA International. «Oft geht der Ansturm genauso rasch wieder zurück wie er kam – aber die Einheimischen haben wenig Kontrolle darüber.» Wie Gemeinden und Politik die Lebensqualität in touristischen Destinationen verbessern können, zeigen zwölf Empfehlungen für nachhaltigen Tourismus, die im Rahmen der CIPRA-Jahresfachtagung 2018 erarbeitet wurden.

 

Quellen und weiterführende Informationen:

www.nytimes.com/2019/07/26/travel/overcrowded-and-more-dangerous-mont-blanc-faces-a-crisis.html (en), www.traveller.com.au/overtourism-in-austria-the-european-village-tourists-have-turned-into-a-catastrophe-h1gyg2 (en), www.focus.de/reisen/oesterreich/focus-online-in-oesterreich-touristen-ueberrennen-alpen-dorf-jetzt-wehren-sich-die-einwohner-gegen-die-massen_id_11012088.html, www.suedostschweiz.ch/tourismus/2019-09-03/natur-pur-und-purer-massentourismus, www.suedostschweiz.ch/tourismus/2019-08-27/mit-gezielten-massnahmen-gegen-overtourism, https://de.wikipedia.org/wiki/Overtourism, www.sueddeutsche.de/politik/aktuelles-lexikon-uebertourismus-1.4514673