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Standpunkt: Brechen wir (den Boden) auf!

16.07.2024 / Marion Ebster, CIPRA International
Anstatt den Boden unter unseren Füssen weiterhin grossflächig zu verbauen, sollten wir ihn wo auch immer möglich entsiegeln und uns selbst damit einen Gefallen tun, meint Marion Ebster. Sie leitet das Projekt Ground:breaking – unter anderem mit einem alpenweiten Entsiegelungs-Wettbewerb.
Bild Legende:
Marion Ebster ist Projektleiterin bei CIPRA International. (c) CIPRA International

Das EU-Renaturierungsgesetz wurde im Juni 2024 beschlossen – knapp aber doch. Es besagt unter anderem, dass die Mitgliedsstaaten Grünflächen ebenso wie Schatten und Kühlung spendende Bäume vor allem in Städten erhalten müssen. Grünflächen in Siedlungsgebieten dürfen also nicht mehr reduziert werden, denn unverbauter Boden spielt bei der Klimawandelanpassung eine zentrale Rolle.

Das wird nicht reichen, denn wir brauchen vor allem in Siedlungsgebieten mehr Grün, mehr Bäume, mehr offenen, atmenden und wasserspeichernden Boden. Sowohl die zunehmende Hitze als auch die Starkregenereignisse sind ein direkter Fingerzeig. Unser Bewusstsein und der politische Wille dazu sind – wie der Boden – allerdings der Erosion preisgegeben. Woran liegt das?

Wirtschaftliche Überlegungen verhindern mehr Naturvielfalt und offene, unverbaute Flächen in Siedlungsräumen. Unsere Entscheidungen werden vom Kosten-Nutzen-Denken bestimmt, das die natürliche Umwelt als Ressource sieht. Zu oft stehen Fragen wie Instandhaltung, Pflege, Sauberkeit und Effizienz im Vordergrund. Versiegelte Flächen bedeuten Parkplätze, Geschäftskund:innen, einfache Instandhaltung und wenig Pflege, aber auch: kein Leben im oder auf dem Boden.

Wir tun uns damit keinen Gefallen, denn gesunder Boden ist der grösste terrestrische Kohlenstoffspeicher, birgt in einer Handvoll mehr Lebewesen als Menschen auf der gesamten Erde – deren Name bereits den «Boden» in sich trägt – und schenkt uns unsere Nahrung. Dieses für das freie Auge oft unsichtbare Bodenleben und die Selbstverständlichkeit, mit der es seine Arbeit verrichtet, verleitet zu Ignoranz und Vernachlässigung.

Wir brauchen keinen Erhalt des Status quo, sondern ein Aufbrechen und Auflockern. Nur so können wir verbautem Boden wieder Luft und Wasser zuführen und ihm seine Lebendigkeit zurückgeben. Davon hängt auch unser Leben ab.

 

Entsiegelungsprojekte im Alpenraum gesucht: Im Juni 2024 startete CIPRA International einen alpenweiten Wettbewerb für Gemeinden, zivilgesellschaftliche Initiativen, Forschende und Unternehmen. Interessierte können hier teilnehmen: www.cipra.org/de/ground-breaker-award