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Schweiz lehnt Jagdgesetz ab

01.10.2020 / alpMedia
Stadt-Land-Graben wegen Wölfen in der Schweiz: Ein Jagdgesetz, das den vorsorglichen Abschuss von Wölfen ermöglicht hätte, wurde von der Schweizer Bevölkerung abgelehnt.
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Schafe schützen, indem man Wölfe vorsorglich abschiesst: Eine Mehrheit stimmte schweizweit gegen dieses Jagdgesetz. (c) Marion Ebster, CIPRA International

Mit 51,9 Prozent stimmten die SchweizerInnen Ende September 2020 gegen ein Jagdgesetz, das Kantonen ermöglicht hätte, Wölfe zum Abschuss freizugeben, noch bevor diese Schafe reissen. Die Berggebiete in der Zentralschweiz votierten mehrheitlich für das Jagdgesetz, das Mittelland und die bevölkerungsreiche Westschweiz dagegen. Umwelt- und Naturschutzverbände hatten kritisiert, dass das Gesetz den Artenschutz gefährde und durch die kantonale Regelung ein Durcheinander bei den Schutzniveaus bedrohter Tierarten verursache. Sie wollen baldmöglichst eine parlamentarische Initiative für ein «Jagdgesetz mit Augenmass» einreichen, das bedrohte Tierarten wie Feldhase, Birkhahn, Schneehuhn und Waldschnepfe schützt. Zum Wolf heisst es ihrerseits: «Wo nötig, massvolle Regulierung des Wolfes, welche die Bestände und Rudel sichert und zugleich Anliegen der Bevölkerung aufnimmt.» Auch in Tirol/A ist die Rückkehr des Wolfs Thema. Dort haben Wölfe im Sommer 2020 nachweislich 140 Schafe gerissen. Tirol will nun durch eine Klage bei der EU den Schutzstatus des Wolfs herabsetzen. So genannte «Problemwölfe» sollen erlegt werden dürfen. Dasselbe fordert auch die Arge Alp (Arbeitsgemeinschaft der Regierungschefs der Alpenländer) von der EU-Kommission, allerdings ohne Zustimmung der Schweizer Kantone. Sie enthielten sich in dieser Frage aufgrund des abgelehnten Jagdgesetzes.

Alpenweiter Erfahrungsaustausch

Die alpenweite Rückkehr beinahe ausgerotteter Wildtiere wie Steinbock oder Wolf sei eine Erfolgsgeschichte im Artenschutz, meint Barbara Wülser, Co-Geschäftsleiterin der CIPRA und Mitglied der Plattform Wildtiere und Gesellschaft (WISO) der Alpenkonvention. «Wölfe bewegen sich über Grenzen hinweg. Deshalb müssen die Alpenländer die dadurch entstehenden Herausforderungen sowohl im Arten- und als auch im Herdenschutz gemeinsam angehen und zusammen lernen.» Die CIPRA führt in einem aktuellen Projekt Dutzende Interviews mit Menschen aus allen Alpenländern, die langjährige Erfahrung mit der Koexistenz mit Grossraubtieren haben – von der Alpwirtschaft bis zur Jagd. Daraus will sie Handlungsempfehlungen ableiten und den alpenweiten Wissenstransfer zum Thema stärken.

 

Quellen und weitere Informationen:

www.srf.ch/news/abstimmung-27-september-2020/jagdgesetz/umgang-mit-dem-wolf-das-stimmvolk-schiesst-das-jagdgesetz-ab, www.nzz.ch/schweiz/ein-wolfsgraben-zieht-sich-durch-die-schweiz-ld.1578795?mktcid=smsh&mktcval=OS%20Share%20Hub, www.srf.ch/news/abstimmung-27-september-2020/jagdgesetz/auf-einen-blick-das-neue-jagdgesetz-in-kuerze, www.pronatura.ch/de/2020/schweizer-stimmvolk-staerkt-schutz-von-wildlebenden-tieren, www.republik.ch/2020/09/05/im-wolfspelz, tirol.orf.at/stories/3067300/, salzburg.orf.at/stories/3069285/  

abgelegt unter: alpMedia 7/2020, Wolf, Jagdgesetz