CIPRA Vertretungen:

Benutzerspezifische Werkzeuge

  Suchfilter  

Weiterführende Informationen

News

Schmelzende Klimageschichte

03.05.2022 / Veronika Hribernik, CIPRA International
Wie schnell die Gletscher in Österreich schmelzen, warum sie abzudecken keine nachhaltige Lösung ist und wie Forschende Teile des eisigen Klima-Archivs bewahren.
Bild Legende:
Gletscherschutz aus wirtschaftlichen Interessen: Die Abdeckung an der Zunge des Rhonegletschers/CH schützt eine künstliche Eisgrotte, eine Touristenattraktion. (c) Matthias Huss, WSL

«Im Gletschereis finden sich mehr Informationen über das Klima der Vergangenheit als in jedem Buch», erinnert Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV), bei der Präsentation des Gletscherberichts 2020/2021. Die aktuellen Daten und Messwerte belegen einen durchschnittlichen Rückzug der Eisriesen um elf Meter, das ist etwas langsamer als im vergangenen Jahr. Laut Bericht zog sich das Eis des Schlatenkees/A in der Venedigergruppe um fast 55 Metern am stärksten zurück. Laut Expert:innen schmelzen die Alpengletscher bis Ende dieses Jahrhunderts weitgehend ab.

«Wir verlieren eines der wichtigsten Archive für extreme Klimaereignisse», warnen Forschende der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Um Teile davon zu bewahren, haben sie zahlreiche Eisbohrkerne am Gipfel der Weissseespitze/A entnommen. Mit der Analyse der Bohrkerne können sie bis zu 6‘000 Jahre in die Klimavergangenheit sehen. Diese Daten helfen unter anderem dabei, Modelle für künftige Hochwasserereignisse in den Alpen zu berechnen.

Das Abdecken der Eisriesen wird unterdessen immer beliebter, um das Abschmelzen zu verlangsamen. Italienische Klima- und Gletscherforschende erklären in einem offenen Brief, warum das in einzelnen Fällen funktioniere, aber keine nachhaltige Lösung sei: Die Textilplanen seien meist aus nicht-recyclebaren Materialien, der Transport zu den Gletschern verursache zusätzliche Emissionen und Plastikpartikel gelangen ins Eis und Schmelzwasser. Gletscher sind zudem lebendige Ökosysteme, in denen dynamische Prozesse stattfinden; allerdings nicht unter Plastikfolien. Solche Aktionen als Rettung der Gletscher zu bezeichnen, sei daher «Greenwashing». Ihre klare Botschaft: Die Gletscherschmelze lässt sich nur durch weniger Emissionen und die Eindämmung der Erderwärmung bremsen.


Quellen und weitere Informationen:

www.alpenverein.at/portal/service/presse/2022/2022_04_01_gletscherbericht-2020-21.php (de), science.orf.at/stories/3212329/ (de), www.planetmountain.com/it/notizie/ambiente/coprire-i-ghiacciai-con-teli-non-significa-salvarli.html (it), www.repubblica.it/green-and-blue/2022/01/26/news/glac-up_ghiacciai_greenwashing_critica-335180003/ (it), www.oeaw.ac.at/news/6000-jahre-klimageschichte-alpengletscher-schmelzen-abnormal-schnell-1 (de), www.wsl.ch/de/newsseiten/2021/04/abdecken-von-gletscher-eis-wirksam-aber-teuer (de), www.wsl.ch/de/schnee-und-eis/gletscher-und-polare-eisschilde/gebirgsgletscher.html (de, en), www.wsl.ch/de/2020/10/gletscherschwund-setzt-sich-unvermindert-fort (de)