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Panorama: Stimmen der Zivilgesellschaft

02.09.2014
Worauf kommt es an bei der nachhaltigen Entwicklung? Welche Rolle und Verantwortung haben die alpenweiten Netzwerke? Sechs Weggefährten der CIPRA, wie diese auch Beobachter der Alpenkonvention, erzählen von ihren Visionen und Erfahrungen.

Marc Nitschke, Gemeindenetzwerk «Allianz in den Alpen»

Für mich gehören die Alpen zu den lebenswertesten und schönsten Regionen Europas. Es ist mir daran gelegen, diesen Zustand für zukünftige Generationen zu bewahren. Dazu beitragen würde ein noch konsequenteres Umdenken der Alpengemeinden und -regionen in Sinne der Alpenkonvention. Unsere Mitglieder gehen schon heute mit gutem Beispiel voran. Gemeinden sind zwar die kleinste politische Einheit, dennoch entscheidend für die Umsetzung konkreter Projekte zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen. Eine stärkere Unterstützung von Projekten auf Gemeindeebene wäre daher notwendig und wünschenswert.

 

Veronika Schulz, Club Arc Alpin

Wir wünschen uns die Alpen als lebenswerten Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum für ihre Bewohner und ihre Gäste, mit einer lebendigen Kulturlandschaft und weiterhin unerschlossenen Naturräumen. Leider scheint der makroregionale Prozess trotz aller Solidaritätsbekundungen stark von den Wirtschaftsinteressen der Regionen, die ihn initiiert haben, geprägt zu werden. Momentan gibt es ein Ungleichgewicht, der Druck auf die Landschaft wächst. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung der Alpen möchten wir versuchen, bei der Ausarbeitung der Strategie den Stellenwert des Schutz- und Erhaltungsgedankens gegenüber den Wirtschaftsinteressen wieder zu stärken.

 

Barbara Ehringhaus, ProMONT-BLANC

ProMONT-BLANC erfährt immer wieder die Einwirkung von ausseralpinen Kräften Europas, sei es in der Verkehrspolitik – Stichwort Schwerverkehr durch den Mont-Blanc –, im Tourismus oder in den Wirtschaftsbeziehungen zu den umliegenden Metropolen. Deshalb versteht sich unser tri-nationaler Dachverband auch als Vermittler zwischen lokalen, regionalen und europäischen Interessen, die an diesem Kontenpunkt zusammenlaufen. Ich wünsche mir, dass die Alpen im Austausch und in Solidarität mit ihrem Umland gemeinsam und selbstbewusst ihre Region als schützenswertes Naturjuwel nachhaltig gestalten. Europa soll die Alpen nicht nur als Verkehrshindernis und Energiequelle sehen, sondern sie als grüne Lunge voller kultureller Vielfalt wertschätzen.

 

Sergio Savoia, WWF

Mein Wunsch ist es, dass die zukünftigen Alpen eine Vielfalt an menschlich geprägten und natürlichen Landschaften in einer harmonischeren Koexistenz aufweisen. Der Rückzug der Gletscher wird dann langsamer geworden sein, die Besiedlung des Gebiets wird aufgrund einer intelligenteren Raumplanung gestoppt worden sein. Den Entscheidungsträgern muss klarer gemacht werden, dass die Alpen ein wichtiger Raum sind, aufgrund ihrer Leistungen für das Ökosystem und aufgrund der Ressourcen, die sie produzieren – und dass sie anfällig sind. Etwas mehr alpenübergreifendes Denken würde nicht schaden. Wir müssen Konsens schaffen, Bündnisse schmieden und die Alpen als einen einzigen gemeinsamen Raum sehen, sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Denn keine Organisation ist allein stark genug, den Wandel zu bewirken.

 

Anna Giorgi, ISCAR

Meine Vision der Alpen ist die eines attraktiven Ortes für junge Leute und Familien, der kreative Arbeitsplätze in einer gesunden Umwelt bietet. ISCAR will zu dieser Vision beitragen – indem wir junge Wissenschaftler für Alpenforschung gewinnen. Diese neue Generation junger Bergfreunde ist mit den spezifischen Eigenheiten der Alpen vertraut und nutzt die Chancen, die die Alpen ihnen bieten. Aber auch Berggemeinden und Regionen müssen sich zusammentun, um ein starker politischer Partner zu werden auf der nationalen und europäischen Ebene. Die Alpenkonvention und die europäische Alpenstrategie könnten zum Aufbau solcher Netzwerke beitragen. Der Strategieprozess soll Brücken zwischen den Alpen und den umliegenden Regionen bauen und Synergien zwischen ländlichen und städtischen Gebieten nutzen.


Thierry Billet, Verein «Alpenstadt des Jahres»

Man sollte die langfristigen Ziele nie den kurzfristigen opfern. Es ist notwendig, dass die Bürger an politischen Entscheidungen mitwirken können, und daran zu erinnern, dass der Lebensraum für zukünftige Generationen erhalten bleiben muss. Der Klimawandel wird die Alpen gewaltig erschüttern. Die Alpenstädte des Jahres müssen anschaulich zeigen, dass die Verringerung der Treibhausgasemissionen und die Anpassung an den Klimawandel ihr Leitmotiv ist. Die Entscheidungen rund um die Makroregion werden zeigen, ob man Synergieeffekte für die Mobilisierung des gesamten Alpenbogens gegen die Kohlenstoffemissionen erzeugen kann, oder aber ob kurzfristige Ziele verfolgt und Wachstum um jeden ökologischen Preis angestrebt wird.

 

Quelle und weitere Informationen: www.cipra.org/szenealpen

abgelegt unter: SzeneAlpen, Zivilgesellschaft