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Offene Türen für neue Ideen

14.10.2016
Wie bringt man Jugendliche dazu, sich zu beteiligen? Wie können sich junge Erwachsene langfristig für ihren Lebensraum Alpen einsetzen? Ein Fazit von Luzia Felder nach drei Jahren im CIPRA-Jugendbeirat.
Bild Legende:
In Workshops erarbeiten sich die Mitglieder des Jugendbeirats Wissen zu ausgewählten Themen – und haben Spass. (c) CIPRA International

1992 beschreibt Roger Hart Partizipation in einer Unicef-Publikation als Prozess gemeinsamer Entscheidungsfindung, die sowohl das eigene Leben wie auch das Leben der Gemeinschaft betrifft. Partizipation ist ein Grundrecht jeder Bürgerin, jedes Bürgers. Die Frage nach dem Grad der angemessenen Teilhabe wird kontrovers diskutiert. Junge Menschen müssen laut Hart bei bedeutenden Projekten einbezogen werden. Wie sonst sollen sie sich zu verantwortungsvollen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern entwickeln?

Glaubwürdigkeit stärken

Wie kann ein Netzwerk verschiedener Organisationen und Menschen im Alpenraum, das sich Nachhaltigkeit auf die Flagge schreibt, junge Menschen bei ihren Aktivitäten und bei wichtigen Entscheidungen einbeziehen? Diese Frage stand im Vordergrund, als im Oktober 2012 in Bozen, Italien, der CIPRA-Jugendbeirat, auch CIPRA Youth Council (CYC), gegründet wurde.  Die Energie, die von der Idee einer alpenweiten Jugendorganisation ausging, motivierte die sechs Gründerinnen, ihre Wünsche, ihre Anregungen und ihr Wissen einzubringen. Damals ahnten sie nicht, dass sie zweieinhalb Jahre später ihren UmweltministerInnen an der EXPO in Mailand ein selbstgemachtes Andenken aus Abfall überreichen werden (nachzulesen im Jahresbericht 2015 von CIPRA International).

Um die Wichtigkeit von Jugendpartizipation zu verstehen und um deren Fortschritt zu beurteilen, setzten sich CYC-Mitglieder mit der Jugendpartizipationsleiter nach Roger Hart 1992 auseinander. Dabei geht es um den Grad der Beteiligung und um die Abgrenzung von Partizipation und Scheinpartizipation. Mit dem Bild einer Leiter soll veranschaulicht werden, dass auf den unteren Stufen, gleichbedeutend einer Scheinpartizipation, Jugend als Dekoration missbraucht oder nur symbolisch miteinbezogen wird. Es folgt eine Vorstufe der Partizipation: Jugendliche werden informiert, man holt sich Rat bei ihnen und sie übernehmen Aufgaben bei Projekten. Auf den oberen Stufen der Partizipationsleiter ist nicht die Autonomie der Jugend im Vordergrund, sondern die angepasste Zusammenarbeit. Von Jugendlichen hervorgebrachte Ideen sollen von Erwachsenen und Fachpersonen mitgetragen werden und als Impulse dienen, um Umsetzungsprozesse voranzubringen.

Wie sieht echte Partizipation aus?

An die Partizipation mussten sich in der CIPRA sowohl die Erwachsenen wie auch die Jugendlichen erst gewöhnen. Wir werden als «die Jugend» in Diskussionen einbezogen, so zum Beispiel bei «I-LivAlps», einem Projekt zur Förderung des Austauschs zwischen EntscheidungsträgerInnen, Fachleuten und jungen Erwachsenen. Wir müssen mit der Verantwortung umgehen, in Diskussionen zu Themen, zu denen wir keinerlei Fachwissen haben, als Repräsentantinnen unserer Generation zu gelten.

Welche Stufe der Partizipation ist für welche Themen, Gruppen, Phasen wert- und sinnvoll? Der CIPRA gelingt dieser Spagat immer besser, und sie nutzt die Herausforderung als Chance. Bei «I-LivAlps» formulieren die Fachpersonen ihre Ziele, neue Inputs, spannende Fragen und neue Energie zu bekommen. Die Jugendlichen erhoffen sich neues Fachwissen und die Chance, sich einzubringen. So ergänzen sich die unterschiedlichen Teilnehmenden, Brücken zwischen fachspezifischem Wissen und jugendlicher Energie werden gebaut. Die Erfahrung ist für beide Seiten gewinnbringend.

Ein Blick ins Innere des CYC zeigt: Die Wege der einzelnen jungen AlpenbewohnerInnen zum Jugendbeirat sind so unterschiedlich wie die Personen selbst. Durch Gespräche mit aktiven Mitgliedern des CYC oder durch packende Projekte, die ihrer brennenden Aktualität wegen junge Menschen anziehen, finden motivierte Jugendliche zum CYC. Eine Plattform für einen solchen Austausch bietet künftig die Webseite YAPP, die «Youth Alpine Participation Platform». Die Übersicht alpenweiter Jugendprojekte auf yapp-network.org wird laufend durch Projektträger erweitert. So hoffen wir jedenfalls.

Spass gehört dazu

Uns «Jungen» sind kurz- und mittelfristige Ziele wichtig, da sich ein langfristiges Engagement oft nicht mit Austauschsemestern, Praktika und wechselnden Arbeitsstellen vereinbaren lässt. Die zielgerichteten, kurzen Workshops in der schönen Alpenlandschaft sind für uns erwünschte Abwechslung vom Alltag und bringen nicht selten auch etwas Erholung. In diesem Umfeld entstehen kreative Ideen. Lösungsvorschläge und Projekte lassen sich speditiv vorantreiben.

Die CIPRA setzt Energie ein, um junge Alpenbewohner teilhaben zu lassen. Die Türen sind geöffnet für neue Ideen. Sie gibt uns Jugendlichen die Möglichkeit, unsere Anliegen bei wichtigen Themen einzubringen, uns gegen rein dekorative Fotoshootings einzusetzen und Verantwortung für uns und unseren Lebensraum zu übernehmen. «Meine Vision ist es, dass Jugendliche in der Natur zusammenkommen und den Moment geniessen», sagt Jugendbeirätin Elisa Zadra,. «Das positive Erlebnis motiviert die Jugendlichen, sich und ihren Mitmenschen Sorge zu tragen und sich für den wunderschönen Lebensraum Alpen einzusetzen.»

Luzia Felder, Jugendbeirat CIPRA International

www.cipra.org/de/jugend

yapp-network.org