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Nutztiere und Wölfe schützen – aber wie?

28.08.2023 / Helena Lackenberger, CIPRA International
Verordnungen und Abschussbescheide: Einige Alpenländer und -regionen versuchen auf diese Weise, jenen Wölfen beizukommen, die Nutztiere reissen. Die CIPRA setzt vor allem auf den alpenweiten Wissensaustausch zwischen Hirt:innen.
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Ein Hirte und seine Ziegen: Internationaler Erfahrungsaustausch zum Herdenschutz wird für Hirt:innen im Alpenraum immer wichtiger. © Maria Naynar

Die Wolfspopulation im Alpenraum wächst stetig: 206 Wolfsrudel und 37 Paare hat die zuletzt 2020-2021 durchgeführte alpenweite Erhebung der internationalen «Wolf Alpine Group» ergeben – einzeln umherstreifende Wölfe wurden dabei nicht mitgezählt. Aber «längst nicht jeder Wolf ist überall im Alpenraum willkommen», sagt Kaspar Schuler, Geschäftsführer von CIPRA International. Unlängst lockerten einige Alpenländer und -regionen die Bestimmungen zur Entnahme so genannter «Problemwölfe».  Ein Antrag der Schweiz auf Herabstufung des Schutzstatus von Wölfen wurde Ende 2022 von der Berner Konvention des Europarates jedoch abgelehnt. Der strenge Schutzstatus ist innerhalb der EU seit 30 Jahren in der Fauna-Flora Habitat Richtlinie geregelt. Sie erlaubt allerdings bereits jetzt in bestimmten Fällen den Abschuss von Wölfen.

Erfahrungsaustausch im Umgang mit Wölfen

Laut einer Studie zu Nutztierschäden durch Wölfe wurden zwischen 2018 und 2020 in Europa 4,2 Prozent mehr Wolf-Nutztier-Vorfälle behördlich gemeldet. Besonders von Rissen betroffen sind Schafe und Ziegen, bei Rindern und Pferden vor allem Jungtiere. Im Sommer ist die Gefahr am grössten, dann sind die Tiere auf Weiden und entlegenen Almen. Massnahmen wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde in Kombination mit Behirtung sind daher besonders wichtig. Die CIPRA arbeitet an einem Projekt zur Gründung eines alpenweiten Hirt:innennetzwerks. «Wir sind daran herauszufinden, wo man bereits einen guten Umgang mit Wölfen gefunden hat und wie diese Erfahrungen auch über Grenzen hinweg weitergegeben werden kann. Frankreich hat hier mehr Erfahrung durch seine starke Tradition im Hirtentum», erklärt Kaspar Schuler. Für die Koexistenz von Mensch und Wolf brauche es gegenseitige Anpassungsleitungen. «Geordnete Abschüsse sind okay, trotzdem ist es eine geschützte Tierart nach der Berner Konvention, die im ökologischen Gefüge Sinn macht.»

 

Quellen und weiterführende Literatur: www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320723001404?via%3Dihub (en), https://1fl.li/wp/kaspar-schuler/ (de), www.rtvslo.si/okolje/ministrstvo-za-naravne-vire-dalo-dovoljenje-za-odstrel-stirih-volkov/673707 (sl), www.auvergne-rhone-alpes.developpement-durable.gouv.fr/statut-de-l-espece-canis-lupus-a22589.html (fr), www.br.de/nachrichten/bayern/woelfe-und-baeren-in-bayern-wie-kann-das-funktionieren,TdxxgUi (de), www.swissinfo.ch/ger/wissen-technik/wenn-es-legal-ist--den-falschen-wolf-abzuschiessen/48285838 (de), www.derstandard.de/story/3000000180206/eu-umweltkommissar-findet-aufregung-um-wolf-in-oesterreich-unverhaeltnismaessig (de), www.derstandard.at/story/3000000176376/214sterreich-bejagt-den-wolf (de), https://science.apa.at/power-search/10661895595851225929 (de), https://www.lastampa.it/la-zampa/2023/07/26/news/trentino_abbattimento_lupi_ordinanza_fugatti-409021116/ (it), www.lifewolfalps.eu/en/22933/ (en, de, fr, it)

abgelegt unter: alpMedia 6/2023