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Meine Sicht auf die Alpen

14.05.2019 / Maya Mathias, CIPRA International
Gemüsegarten, Schafsweide, Tunnel: Die Umgebung, in der wir leben und arbeiten, prägt uns. Sechs Menschen aus den Alpen erzählen von ihrer persönlichen Landschaft.
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(c) Michaela Hogenboom
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«WENN ICH DIE ANDEREN ALPEN SEHE, FÜHLE ICH MICH WENIGER ALLEINE»

«Meine Aufgabe ist, 1’200 Schafe gesund und lebendig durch den Sommer zu bringen. Ich führe die Schafherde über ein riesiges Alpengebiet, schütze sie vor Wildtieren, pflege sie und behandle Krankheiten und Verletzungen. Auch für die nach­haltige Pflege der Weiden und der Berge bin ich zuständig.

Die 360-Grad-Sicht auf unserer Alp gefällt mir besonders gut. Das Gelände liegt hoch, ist aber relativ flach. Ich kann die an­deren Hirten in der Ferne sehen. Diese Offenheit ist auch für die Stimmung gut, da man nicht eine bedrückende Bergwand vor der Nase hat. Wenn ich die anderen Alpen sehe, fühle ich mich weniger alleine.

Vergangenen Sommer gab es jeden Tag Gewitter, das ist ungewöhnlich für diese Region und gefährlich, da es keinen Stall gibt und die Schafe immer draussen sind.»

Emilie Richard-Freve, 38, Schafhirtin, Alpes de Haute-Provence/F

 

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«DIE NATUR IST ZUM TRAININGSPLATZ GEWORDEN»

«Ich schätze es sehr, während der vier Jahreszeiten draussen unterwegs zu sein: Ski zu fahren, Skitouren und Hochtouren zu unternehmen, zu klettern und Menschen dabei zu führen. Die Landschaft meines Arbeitsplatzes ändert ständig, heute wandere ich zum Beispiel mit meinen Gästen über den Aletsch­gletscher/CH.

Meine Arbeit ist anspruchsvoller geworden, vor allem durch den Rückgang der Gletscher. Heute ist es deutlich wärmer als vor 30 Jahren. Viele Touren sind gefährlicher wegen Stein­schlag. Diese Unberechenbarkeit belastet mich.

Früher war ich als Bergführer mehrere Tage lang mit den selben Leuten unterwegs. Heute kommen sie nur noch einzelne Tage mit, machen schnell etwas und gehen sofort wieder weg für ein anderes Programm. Die Geschwindigkeit hat massiv zugenom­men, der Rhythmus ist viel höher. Auch viele Bergführer nehmen die Natur gar nicht mehr wahr, die sportliche Leistung steht im Vordergrund. Die Natur ist zum Trainingsplatz geworden.»

Hansjürg Müller, 69, Bergführer seit 1972, Reichenbach im Kandertal / CH

 

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«IM GARTEN BRAUCHT MAN DIE RICHTIGEN SCHUHE»

«In unserem Garten bin ich mit meiner Mama und oft auch mit dem Papa und der Nana (Oma). Ich sammle gerne Früchte und die esse ich dann. Gurken sind mein Lieblingsgemüse. Ich finde aber auch Haselnüsse fein, Ananaskirschen und Cherrytomaten. Stangensellerie mag ich auch gerne. Die mö­gen aber unsere Schildkröten nicht. Mein eigener Garten, der ist in einem Hochbeet. Da wachsen Kartoffeln, Erdbeeren, Physalis und Kürbisse. Ich durfte alleine entscheiden, was dort wachsen soll. Ich hätte noch gerne Melonen und Spinat im Garten. Und ein Trampolin zum Herumhüpfen!

Im Garten braucht man die richtigen Schuhe. Wenn ich da arbeite, ziehe ich auch meine rosa Arbeitshandschuhe an. Sonst spiele ich gerne unter der Weide mit meiner Puppe. Ich mag fast alles in unserem Garten. Nur Brennnesseln mag ich nicht, aber man kann aus ihnen Brennnesselsuppe machen. Und Schnecken mag ich auch nicht so.»

Sola Linde Kindle, 4, Kindergartenkind, Triesen / LI

 

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«MAN KOMMT INS GESPRÄCH MIT MENSCHEN»

«Das besondere an unserem Gemeinschaftsgarten ist, dass wir quasi vor unserem Haus Schnittlauch abschneiden können,
obwohl wir mitten in der Stadt wohnen. Ich mag diesen romantischen Ort an der alten Stadtmauer. Ich komme ein bis zwei Mal pro Woche, um zu jäten, zu ernten, zu giessen und erfreue mich an den bunten und üppigen Bepflanzungen. Am Anfang war es gewöhnungsbedürftig, unter den Augen der Öffentlichkeit zu gärtnern. Aber es macht auch Spass, da es von Passanten bis jetzt nur positive Rückmeldungen zu unserer Art der Stadtmitgestaltung gab. Man kommt ins Gespräch mit Menschen aus dem anliegenden Gastgarten, mit Eltern und jungen Menschen, die den Spielplatz nutzen, oder mit Altstadtbummlern, die oft am Zaun verweilen und sich am Garten erfreuen.»

Anna Wächter-Mittersteiner, 34,Gemeinschaftsgärtnerin, Villach / A

 

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«MIR MACHT ES SPASS, UNTER TAGE ZU SEIN»

«Als Ingenieurin im Bereich Tunnelbau arbeite ich bei der ört­lichen Bauaufsicht am Brenner Basistunnel. Zu meinen Auf­gaben als Bauherrenvertretung gehören die Baustellenkoor­dination, die Überwachung der Bauarbeiten untertage sowie die Qualitätskontrolle der ausgeführten Arbeiten.

Ich arbeite 900 bis 1’200 Meter tief unter der Erde. Aktuell fahre ich mit dem Auto 16 Kilometer durch den Tunnel um mei­nen Arbeitsbereich, die Tunnelbohrmaschine zu erreichen. Im Tunnel ist es das ganze Jahr 25 Grad warm und meist staubig.

Allgemein herrscht ein gutes Arbeitsklima. Die Leute unter­tage sind raue aber sehr positive Menschen, alle sind relativ jung, zwischen 20 und 40 Jahre alt. Mir macht es Spass, un­tertage zu sein, die Lichtverhältnisse sind meist ein bisschen düster, aber dann trinkt man einen Kaffee gegen die Müdig­keit und es geht wieder.

Das Einzige was ich in meinem Arbeitsumfeld wirklich störend finde ist der Lärm, welcher durch die Baugeräte verursacht wird. Ohne Gehörschutz ist ein Arbeiten nur schwer möglich. Auch im Baubüro neben der Autobahn ist es durch den vor­beirollenden Verkehr ziemlich laut.»

Anna Ruepp, 25, Ingenieurin in Innsbruck/A, aus Prad am Stilfser Joch / I

 

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«DAS BESONDERE AM SEE IST DIE INDUSTRIELLE UMGEBUNG»

«Der Velenje-See ist künstlich, durch den Abbau von Kohle entstanden. Seit meiner Studienzeit setze ich mich als Freiwil­lige aktiv für seine Entwicklung ein. Über den lokalen Touris­musverband und einem Sportverein habe ich finanzielle Unter­stützung für verschiedene innovative kleine Projekte erhalten. Zum Beispiel organisieren wir Yoga-Übungen auf dem Wasser auf Stehpaddel-Boards, gesunde Frühstücke mit lokalen Zuta­ten und Wettbewerbe in Windsurfen oder Stehpaddeln.

Ironischerweise ist das Besondere am See die industrielle Umgebung, welche die Kontraste zwischen Vergangenheit und Gegenwart ständig betont: Früher stellte der See eine ökologische Katastrophe dar, heute ist er ein gutes Beispiel für die Revitalisierung einer Brachfläche.

Im Surfcenter gibt es Menschen mit unterschiedlichen Alter, Hintergründen und Interessen. Aber am See handeln wir alle mit dem gleichen Ziel: mit dem See zu leben, seine Möglich­keiten zu geniessen und seine jetzige Form zu erhalten.»

Nela Haliliović, 26, Mitarbeiterin in der Gemeinde und Freiwillige im Surfcenter, Velenje/Sl

 

Quelle und weitere Informationen: www.cipra.org/szenealpen