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Lastwagen auf Umwegen

27.01.2022 / Maya Mathias, CIPRA International
Ein Drittel der Lastwagen auf der Brennerautobahn fährt eine weitere Strecke, um Mautkosten zu sparen. Dabei nehmen sie Umwege von bis zu 120 Kilometer in Kauf, wie eine Studie aus Tirol/A zeigt. Doch im europäischen Parlament nimmt man genau darauf keine Rücksicht.
Bild Legende:
Beliebter Brennerpass: Für viele Lastwagen lohnt sich ein Umweg finanziell. (c) Martin Putz

Über 880'000 Lastwagen fahren jährlich einen Umweg, um über den Brennerpass die Alpen zu überqueren. Das betrifft etwa einen Drittel der LKW-Fahrten auf der Brennerautobahn. Zu diesem Ergebnis kommt eine Verkehrsstudie von Tirol/A. Für viele Frachtunternehmen lohne sich der Umweg von 60 und mehr Kilometern – bei jeder fünften Fahrt betrage er sogar über 120 Kilometer. Grund ist die vergleichsweise billige Maut und die geringeren Treibstoffkosten wegen des österreichischen Steuervorteils auf Diesel. Bei den anderen Alpenpässen zeigt sich laut Studie ein besseres Bild. Über den teureren Gotthardpass in der Schweiz zum Beispiel fahren etwa 97 Prozent der Lastwagen auf der für sie bestmöglichen Route.

Mit dem Entwurf zur neuen Mautregelung (Wegekostenrichtlinie, Eurovignette Directive) will die EU zwar eine kilometerabhängige Gebühr einführen, gleichzeitig hat sie darin die Möglichkeiten für Mauterhöhungen deutlich beschnitten. So bräuchte Tirol die Zustimmung der Nachbarländer Deutschland und Italien, die jedoch von den Auswirkungen des Schwertransportes weniger bis gar nicht betroffen sind. Mauterhöhung werden damit faktisch unmöglich, wie die CIPRA bereits kritisierte. Tirol hatte gegen diese Regelung Einspruch erhoben, erhielt Mitte Januar 2021 jedoch eine Abfuhr vom europäischen Verkehrsausschuss, ebenso die CIPRA.

Zudem sollen alle LKW, die künftig mit Wasserstoff- oder elektrischem Antrieb fahren, massivste Mauterlasse erhalten. Kaspar Schuler, Geschäftsführer von CIPRA International, kritisiert: «Die Neuregelung berücksichtigt weder die Feinstaubbelastung noch den Lärm in den Alpentälern und bringt die LKW auch künftig nicht auf die Schiene. So droht der Brenner-Basistunnel zur Fehlinvestition zu werden.» Im Februar stimmt das EU-Parlament endgültig über die neue Mautregelung (Eurovignette Directive) ab. Die CIPRA wird vorab alle Parlamentarier:innen um die dringend gebotenen Korrekturen bitten.