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Standpunkt: Erstellen wir einen «Alpenplan» für alle alpinen Regionen!

08.11.2022 / Paul Kuncio, CIPRA Österreich und Uwe Roth, CIPRA Deutschland
Der bayerische Alpenplan feiert 2022 sein 50-jähriges Bestehen. Alpine Raumordnung hat hier bewiesen, dass sie prädestiniert ist, Lösungen für die drängenden Fragen der Zeit zu finden. Ähnliche Planungsinstrumente fehlen in vielen alpinen Regionen, obwohl wir sie dringender denn je brauchen, meinen Paul Kuncio, Geschäftsführer von CIPRA Österreich, und Uwe Roth, Geschäftsführer von CIPRA Deutschland.
Bild Legende:
Paul Kuncio, Geschäftsführer von CIPRA Österreich und Uwe Roth, Geschäftsführer von CIPRA Deutschland. © Alexander Höller, Alexander Virag

Sei es der Ausbau der erneuerbaren Energien, die Siedlungsentwicklung oder der Tourismus: Die begrenzt verfügbare Fläche im Alpenraum muss sparsam genutzt werden – unter Abwägung von ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten. Die gebirgige Topografie des Alpenraumes setzt dabei natürliche Entwicklungsgrenzen. Das verschärft Landnutzungskonflikte im Vergleich zu ausseralpinen Regionen zusätzlich. Deshalb können wir den Alpenraum als Brennglas für Nutzungskonflikte betrachten.[1] Alpine Raumordnung erfordert eine gesamthafte Betrachtungsweise, bestenfalls anhand eines umfangreichen Planungsinstruments. In manchen alpinen Ländern, wie beispielsweise Österreich, fehlt ein solches nationales Planungsinstrument bislang – dabei würde sich ein Blick über die Grenze lohnen.

Das deutsche Bundesland Bayern erliess 1972 den «Alpenplan». Der Alpenplan gilt als klassisches Raumordnungsinstrument: Er unterteilt den entsprechenden Alpenanteil in drei Erschliessungszonen. Damit sollte der begrenzte Alpenraum verschiedenen Tourismusformen gerecht werden. Intensivtouristische Angebote (z.B. Skigebiete) sollten ebenso ihren Raum erhalten wie extensive (z.B. Wandern).

Heute stehen wir nicht mehr nur vor der Herausforderung eines touristischen Erschliessungsdrucks durch neue Skilifte, Skipisten, Schneekanonen oder Speicherseen. In den alpinen Lagen mehren sich die Nutzungsinteressen. Windräder und Hochspannungsleitungen auf Bergrücken, Staudämme in Hochtälern, Fotovoltaikanlagen auf Almwiesen, Sendemasten auf Gipfeln: Klima-, Biodiversitäts- und Energiekrise stellen die Raumplanung in den Alpen vor immense Herausforderungen. Umso dringender brauchen wir ein Instrument wie den «Alpenplan», das über die Grenzen von Bayern und über das Thema Tourismus hinausgeht. Das wird nur durch eine intensive Zusammenarbeit der Sektoren und Gebietskörperschaften auf allen Verwaltungsebenen möglich sein. Ein Raumentwicklungskonzept für Alpine Raumordnung könnte hierbei helfen. In Österreich beispielsweise steht ein solches Konzept im Regierungsprogramm. Bislang wurde es noch nicht in die Tat umgesetzt.  Die Alpine Raumordnung hat heute die Chance, nach 50 Jahren erneut eine Vorreiterrolle einzunehmen. Ergreifen wir sie!



[1] H. Job, C. Meyer in Handbuch Alpine Raumordnung (2022): Rahmenbedingungen und Herausforderungen des Alpenraumes, CIPRA Österreich

Hier finden sie die gesamte kürzlich veröffentlichte Publikation: Handbuch Alpine Raumordnung.