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Standpunkt: Alpenschutz wird getragen von Menschen
Mehr als je zuvor befinden sich die Alpen inmitten einer territorialen Entwicklungsdynamik, die sich auf verschiedenen Ebenen abspielt – von der makroregionalen Strategie über die Alpenkonvention bis hin zu lokalen Initiativen und Projekten. Diese bewegen sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Für alle Alpenregionen aber bleiben das Ziel und die Herausforderung für ihr Handeln der territoriale Zusammenhalt und die Wettbewerbsfähigkeit.
Randregionen werden zu Proberäumen für neue Lebensmodelle, in den Alpentälern wird mit neuartigen Formen von Landwirtschaft experimentiert, und alten Handwerksberufen wird wieder Leben eingehaucht. In den Ballungszentren werden Massnahmen ergriffen, um den CO2-Ausstoss zu verringern und der soziale Wohnungsbau forciert, nicht anders als in Städten fernab der Alpen.
Ausgehend davon hat sich Italien während seines Vorsitzes der Alpenkonvention von 2012 bis 2014 in Arbeitsgruppen mit der Verringerung der digitalen Kluft, dem demografischen Wandel, dem Zuzug in Berggebiete, der Entwicklung von neuen Formen des Tourismus und der Rolle von Unesco-Welterbestätten auseinandergesetzt, um nur einige der Themen zu nennen. Ins Zentrum gestellt wurde damit die Idee eines bewohnten Berggebiets aus der Optik von Betroffenen und Netzwerken – was heute, auf dem Weg zu einer makroregionalen Strategie für die Alpen, noch unerlässlicher ist als früher.
Es ist nun am nachfolgenden deutschen Vorsitz der Alpenkonvention, mehr denn je darauf zu achten, dass die Leitlinien der Konvention angewendet werden. Wenn man von Lebensqualität in den Alpen spricht, muss man sich der existierenden gebietsspezifischen Unterschiede in den Alpen bewusst sein. In diesem Sinne wird die Deklaration «Bevölkerung und Kultur» der Alpenkonvention neu gelesen, wie es CIPRA Italien angeregt hat an ihrem Workshop im Rahmen der Alpenkonferenz am 20. November 2014 in Turin/I. Dadurch wurde auch auf die Wichtigkeit hingewiesen, in den Alpen einen gewissen Wohlstand zu anzustreben, der auf weniger Ressourcenverbrauch basiert, und die alpine Kultur zu stärken.
Dieses Bewusstsein für die eigene Identität ist eine Voraussetzung für den Dialog mit ausser-alpinen Gebieten, wie dies in der makroregionalen Strategie und mittlerweile auch in einigen nationalen Gesetzen vorgesehen ist. Dieser breite Dialog muss auch die Grundlagen schaffen, um suffiziente Lebens- und Wirtschaftsformen in den Alpen zu fördern. Damit die Alpen der Zukunft kreativ, lebendig und innovativ sind und als Vorreiter für andere Gebiete fungieren.