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Nationalpark in Diskussion

17.10.2012 / alpMedia
Der Nationalpark Vanoise in Savoyen hat eine neue Charta. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft haben mehr als fünf Jahre daran gearbeitet. Umweltverbände unterstützen das Papier, kritisieren aber seine geringe Schlagkraft. Die Gemeinden wollen es trotzdem nicht unterschreiben.
Bild Legende:
Nationalpark Vanoise: Die neue Charta soll die Solidarität zwischen Park und Gemeinden festigen. © Matthieu LIENHART/flickr.com
Stein des Anstosses ist die 240 Seiten lange Charta. Mit einem Gesetz von 2006 hatte die französische Regierung den Schutzgebieten mehr Governance verordnet. Anders gesagt, die 29 Gemeinden, die Frankreichs ältesten Nationalpark Vanoise ausmachen, sollten gemeinsam mit Vertretern von Behörden, Politikern, Umweltschutzgruppen und Parkmitarbeitern eine Charta ausarbeiten. Im März hat der Verwaltungsrat des Parks - mehrheitlich sitzen dort Gemeindevertreter - das Papier verabschiedet. Im kommenden Frühling soll dann jede Gemeinde über den Beitritt zur Charta abstimmen. Bereits jetzt hat der Grossteil von ihnen angekündigt, nicht unterschreiben zu wollen.

Mehr Mitsprache für Gemeinden
Der Nationalpark wird im kommenden Jahr 50 Jahre alt. Seit Beginn an gab es Regeln für die Kernzone, nicht aber für den restlichen Teil des Parks. Das Papier soll jetzt eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Gemeinden und dem Park ermöglichen, gemeinsame Prioritäten definieren. "Es geht um die Solidarität zwischen dem Nationalpark und den Gemeinden der Umgebungszone", sagt Emmanuel Michau, Direktor des Nationalparks. Unterschreiben die Kommunen nicht, hat der Park keine Kompetenzen für einzelne Gemeindegebiete. Anders gesagt: Keine Unterstützung, keine Projekte, kein Geld. "Es wäre ein Schritt zurück, man müsste mit einem punktuellen Aktionsprogramm arbeiten". Einigen wäre das ganz recht, denn sie fürchten um ihre wirtschaftliche Entwicklung, um Einmischung in die Urbanistik. Denn an den Park grenzen bedeutende Wintersportorte.

Charta ohne Schlagkraft
Kritik an der Politik kommt von den Umweltverbänden. Die Gemeinden selbst haben an der Charta mitgearbeitet, alles Streitbare und Visionäre sei bereits während zäher Debatten aus dem Text gestrichen worden. "Die Charta muss ein Instrument für die Entwicklung der Schutzgebiete sein, das auch ihrem besonderem Wert gerecht wird", so Vincent Neirinck von Mountain Wilderness France.
Das vorerst letzte Wort haben die Bürger: Bereits in den ersten beiden Oktoberwochen haben fast 6'000 Menschen aus ganz Frankreich eine Online-Petition unterschrieben. Sie fordert die Gemeinden auf, die Charta anzunehmen. Ende Dezember ist dann die Meinung der Parkbewohner in einer öffentlichen Konsultation gefragt. "Der Nationalpark gehört allen", sagt Michau. "Es ist wichtig, dass die Bürger hier mitreden".
Quelle und weitere Informationen: www.avaaz.org/fr/petition/Appel_pour_la (fr), www.ledauphine.com/savoie/2012/10/09 (fr), http://charte.parcnational-vanoise.fr/fr/calendrier (fr)
abgelegt unter: Nationalparks, Schutzgebiete