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Simulierte Alpenpolitik

10.09.2012 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Das Jugendparlament zur Alpenkonvention bietet Gymnasiasten die Möglichkeit, erste ­Erfahrungen in der politischen Arbeit zu sammeln – und das auf dem internationalen Parkett. Die Ergebnisse indes kommen noch nicht genug an in der «richtigen» Politik.
SA 97: Simulierte Alpenpolitik
Bild Legende:
Die Präsidentin und die Präsidenten des Jugend­parlaments 2012 konfrontieren VertreterInnen der Politik mit ihren ­Forderungen ­zum ­Energiesparen. © Martin Walser
Das Jugendparlament zur Alpenkonvention – englisch Youth Parliament to the Alpine Convention YPAC – ist ein Versuch, die nächste Generation in die Entwicklung von Lösungen für die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen im Alpenraum miteinzubeziehen. Gleichzeitig bietet es einen Rahmen, in dem die Jugendlichen die politischen Gepflogenheiten selber erproben können (siehe Kasten).
Das Besondere dabei ist, dass sie dies in einem internationalen Kontext tun: mit Jugendlichen aus anderen Kulturen, Sprach­räumen und aus Ländern mit unterschiedlichem Entwicklungsgrad. Insofern entspricht dieses ambitionierte Projekt der Realität einer globalisierten Politik. Wegweisende Entscheidungen werden heute häufig nicht mehr auf regionaler oder nationaler, sondern auf internationaler Ebene ausgehandelt.
Wie nimmt mein Gegenüber meine Aussagen auf? Welche Bilder assoziiert es damit? Was bedeutet es, wenn der oder die ­andere schweigt, lächelt oder den Kopf schüttelt? Wer sich auf den inter­kulturellen Dialog einlässt, den erwarten Überraschungen und Ungewissheiten. Wollen die jugendlichen Parlamentarier ihre eigene Meinungen einbringen und zu einer gemeinsamen Resolution kommen, wie beim YPAC vorgesehen, so müssen sie offen und flexibel sein, die anderen respektieren und sich selber reflektieren können. Und sie müssen den Mut haben, sich in einer Fremdsprache – Englisch – auf eine anspruchsvolle Debatte einzulassen.
Was Disziplin und Gesprächskultur angeht, stehen die jugendlichen YPAC-Politikerinnen und -Politiker den «richtigen» Parlamentariern in nichts nach. Möglicherweise erleichtert ihnen der Dresscode mit Anzug und Krawatte, in die Rolle des Politikers zu schlüpfen. Doch die Herausforderung ist, dass die Jugendlichen Erfahrungen mit politischen Strukturen und Prozessen sammeln und gleichzeitig ihre jugendliche Kreativität und ihr Potenzial ausschöpfen können. Diese erlauben ihnen, die Dinge anders zu denken als Erwachsene. Wer die teils festgefahrenen Debatten in der «richtigen» Politik betrachtet, der erkennt, dass die Gesellschaft diesen jugendlichen Schwung bitter nötig hat.
Leider bleibt der Einfluss der Jugendlichen meist bescheiden. Mit den Forderungen der Jugendlichen konfrontiert, geben Politiker­innen und Politiker gerne vor, sie zu begrüssen und zu berücksichtigen – kaum wieder im politischen Alltag, sind sie vergessen. So ist es auch beim Jugendparlament zur Alpenkonvention. Umso mehr, als die Ansprechpartner auf dieser internationalen Ebene vielfältig und schwer greifbar sind, wie das Ständige Sekretariat der Alpenkonvention, die Vertragsparteien oder die internationalen Netzwerke. Mit ihrem Engagement für das Jugendparlament hofft die CIPRA, hier einen Schritt weiterzukommen. Wenn sich beide Seiten – Alpenkonvention und Jugendparlament – auf diesen Annäherungsprozess einlassen, können sie gemeinsam viel bewegen.

Barbara Wülser, CIPRA International

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Brennende Themen im Fokus
2006 wurde das Jugendparlament vom Akademischen Gymnasium Innsbruck/A und der Alpenkonvention ins Leben gerufen. Es findet jährlich in einem anderen Alpenland statt. Die Gymnasiasten aus zehn Partnerschulen in allen Alpenländern debattieren jeweils über ein Thema, das eng mit den Alpen verbunden ist, und verabschieden Beschlüsse in Form von Resolutionen.
2012 fand das Jugendparlament in Vaduz/FL zum Thema Energiesparen statt. Zum ersten Mal wirkte auch die CIPRA mit. Sie unterstützte das Gymnasium Liechtenstein bei organisatorischen Belangen und die Jugendlichen bei der Öffentlichkeitsarbeit.
Eine Gruppe Jugendlicher entwickelte in einem offenen Beteiligungsprozess das Magazin «ImagineEnergy», welches dieser Nummer von ­SzeneAlpen Nr. 97 beiliegt und online heruntergeladen werden kann:
www.cipra.org/jugend
www.ypac.eu (en)
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aus: Szene Alpen Nr. 97 (www.cipra.org/de/alpmedia/publikationen/5017)