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Zweite Röhre für Gotthard und Frejus?

25.05.2011 / alpMedia
Der Frejus- und der Gotthard-Strassentunnel sollen, geht es nach dem Willen einiger VertreterInnen aus Politik und Wirtschaft, eine zweite Röhre bekommen. Offiziell spricht man am Frejus nur vom Bau eines Sicherheitsstollens. Am Gotthard mussten die Tunnel-PromotorInnen hingegen eine Schlappe einstecken: Die Bevölkerung im Kanton Uri hat Mitte Mai gegen eine zweite Röhre gestimmt.
Gotthardtunnel: Eine neue Röhre würde mehr Verkehr bringen
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Gotthardtunnel: Eine neue Röhre würde mehr Verkehr bringen © Alpeninitiative.ch
Der Gotthardtunnel soll nach 2020 saniert werden. Das führt zu zahlreichen politischen Vorstössen auf regionaler und nationaler Ebene eine zweite Röhre zu bauen. Die Bevölkerung des Kantons Uri hat diesen Vorschlag nun zum vierten Mal in den letzten zwanzig Jahren abgelehnt. Darüber erfreut ist der Verein Alpen-Initiative: "Ein Auto- und LKW-Verlad kann die Sanierungszeit überbrücken. Und es ist höchste Zeit, dass die Gütertransporte vom LKW auf die Schiene verlagert werden", so Alf Arnold. Vom Votum unbeeindruckt zeigt sich der Wirtschaftsdachverband "Economiesuisse", der weiterhin eine zweite Röhre fordert. Auch Tessiner PolitikerInnen fürchten, dass ein geschlossener Tunnel wirtschaftlich wenig Gutes bringe. Die definitive Entscheidung liegt nun beim Bund. Im Frühjahr 2012 wird die Schweizer Regierung, die den Gütertransport während der Sanierung ebenfalls über eine Rollende Landstrasse abzuwickeln plant, dem Parlament ihre Vorschläge präsentieren.
Am Frejus werden hingegen in Kürze die Arbeiten für den Sicherheitstunnel beginnen. Stimmen werden laut, die das Loch für den regulären Strassenverkehr öffnen wollen. Dieser Ansicht ist auch der Präsident der Provinz Turin, Antonio Saitta. Der italienische Unterstaatssekretär für Verkehr, Mino Giachino, deutete schon 2009 an, die Röhre solle für LKWs genutzt werden. Auch die Vergrösserung des Tunnels von vier auf acht Meter Durchmesser hatte bereits für Irritation bei Verwaltung und lokaler Bevölkerung gesorgt. Die Region Piemont beschwichtigt. Philippe Bouvard, Abgeordneter aus Maurienne/F, spricht sich ebenfalls für die Öffnung des Sicherheitstunnels aus. "Hier wird die Scheinheiligkeit der Politik immer deutlicher", so Philippe Delhomme von "Réagir en Maurienne". Durch die Hintertür wolle man die Tunnelkapazitäten verdoppeln, sagt auch Francesco Pastorelli von CIPRA Italien. Damit die Verkehrsverlagerung aber gelingt, müsse endlich weniger an Infrastruktur und mehr an politische Rahmenbedingungen gedacht werden. Am Frejus und am Gotthard.
Quellen und weitere Informationen: www.alpeninitiative.ch/d/Infos-i-Inhalt, www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard, http://torino.repubblica.it/cronaca/2011/04/28/news (it) www.notavtorino.org/documenti (it)