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Berlusconi deklassiert Nationalpark Stilfserjoch

20.01.2011 / alpMedia
Die italienische Regierung hat im Dezember die Verwaltung des Nationalparks Stilfserjoch den zwei autonomen Provinzen Trient und Bozen und der Region Lombardei übergeben - gegen den Willen der Umweltministerin Stefania Prestigiacomo und unter lauten Protesten von Umweltschutzorganisationen.
Stilfserjoch
Bild Legende:
Nationalpark geht an Provinzen und Region: hohe Umweltschutzstandards noch garantiert? © digiflex/ pixelio.de
Mit der Auflösung der gemeinsamen Parkverwaltung wird das grösste Schutzgebiet in den italienischen Alpen zerstückelt. "Noch nie hat ein Staat in Europa einen Park aufgelöst", empören sich die italienischen Umweltschutzorganisationen. Die ursprüngliche Schutzfunktion des Parks könnte so geschmälert, die wirtschaftliche Nutzung des Gebiets intensiviert werden. Denn die strengen Auflagen des 1935 gegründeten Nationalparks können von den Provinzen beliebig abgeändert werden. Die bisherige Parkverwaltung hat Projekte, die mit dem Schutz des Parks nicht vereinbar waren, abgelehnt. Ob das auch die Verwaltungen der einzelnen Provinzen tun werden, ist ungewiss. "Wenn der Landschafts- und Naturschutz auf der unteren Entscheidungsebene angesiedelt ist, dann ist er lokalem Druck und Lobbyarbeiten stärker ausgesetzt", so Wolfgang Platter, Parkdirektor. Dass die Verwaltung nun bei der Provinz bzw. Region liege, sei aber auch ein Schritt dahin, die Akzeptanz der Bevölkerung zu erhöhen und Verwaltungsabläufe zu vereinfachen.
Auch Andreas Riedl vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz in Südtirol hat nichts gegen mehr Effizienz. "Sehr genau werden wir aber beobachten, ob durch den Übergang auf das Land auch die bisher gültigen hohen Schutzstandards in dieser Form erhalten bleiben."
Kritik gibt es auch daran, wie die Zuständigkeit von staatlicher auf regionaler Ebene übertragen wurde: Die in Südtirol regierende Partei Südtiroler Volkspartei (SVP) wollte die Verwaltung des Parks als Teil der Zuständigkeiten der autonomen Provinz haben. Bei der Vertrauensabstimmung am 14. Dezember hatten sich die Abgeordneten der Stimme enthalten und damit der Regierung Berlusconi die notwendige Mehrheit verschafft.
Der Nationalpark Stilfserjoch erstreckt sich auf 130'600 Hektar über das Bergmassiv Ortler-Cevedale und grenzt an den Schweizer Nationalpark. Der Park ist einer der grössten Europas.
Quellen:
www.repubblica.it/ambiente/2010/12/22/news (it), www.legambiente.org/section (it), Dolomiten, 23.12.2010, S. 17, FF - Südtiroler Wochenmagazin Nr. 2/2011, S. 20-22
abgelegt unter: Nationalparks, Schutzgebiete