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Verschiedene Systeme um Wildunfälle zu vermeiden

12.04.2010 / Thomas Pachlatko
Wildunfälle im Strassenverkehr ereignen sich immer noch sehr häufig. Allein mit Hirsch, Reh, Wildschwein, Fuchs und Dachs wurden im Jahr 2008 in der Schweiz 18'000 Unfälle verzeichnet. Anders ausgedrückt bedeutet dies alle 30 Minuten ein Unfall. Wie viele Menschen dabei zu Schaden kamen ist nicht bekannt. Die verursachten Schäden liegen jedoch sicher im zweistelligen Millionenbereich.
Hirsch
Bild Legende:
Grünbrücken sind für viele Arten wie Luchs, Hirsch, Wildkatze, Wildschweine, Rehe, Dachs, Fuchs, Feldhase und Fischotter wertvoll. © Günter Havlena / PIXELIO
Schon seit Jahren wird versucht, mittels präventiver Massnahmen die Unfallzahlen zu reduzieren. Viele der Methoden waren - vor allem über einen längeren Zeitraum gesehen - nicht erfolgreich. Die Unfallzahlen mit Wildtieren jedenfalls steigen seit Jahren leicht an oder bleiben auf hohem Niveau stabil. Drei viel versprechende Methoden wurden in den letzten Jahren entwickelt, um Unfälle mit Wildtieren zu verhindern.
Das CALSTROM-System warnt die Verkehrsteilnehmer, wenn sich Wildtiere im Strassenbereich aufhalten. Passiv-Infrarot Sensoren erfassen das Strassenumfeld und lassen ein Wildwarnsignal und eine Tempobeschränkung blinken, wenn sich Wildtiere im Gefahrenbereich aufhalten. Dieses System wird seit 1993 in verschiedenen Schweizer Kantonen angewendet und liefert sehr gute Ergebnisse. Es ist vor allem für kurze Strassenabschnitte geeignet, an denen viele Wildtiere die Strasse queren, denn die Anschaffungskosten sind recht hoch und eine regelmässige Betreuung der Anlagen ist notwendig.
Seit 2006 läuft im Kanton Zürich das Pilotprojekt "Weniger Wildunfälle ", das einerseits die Automobilisten mit einem Flyer auf die Gefahren durch Tiere im Verkehr sensibilisiert, andererseits Wildtiere mit akustischen Wildwarnern vor herannahenden Fahrzeugen warnt. Unterdessen wurden in den Kantonen Luzern und Schaffhausen ebenfalls solche Wildwarngeräte aufgestellt. Neben der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltungen sind der Schweizerische Versicherungsverband und weitere Organisationen am Projekt beteiligt. Zurzeit sind über 7'000 Wildwarner im Einsatz. Ein Zwischenbericht vom April 2009 zeigte, dass 98 Prozent der Wildwarner einwandfrei funktionierten und dass die Unfälle mit Rehen zu 32 -43 Prozent zurückgegangen sind auf den Streckenabschnitten mit Wildwarngeräten. Die nächste Auswertungsphase ist noch nicht abgeschlossen, soll aber noch in diesem Jahr weitere Ergebnisse liefern.
In den Kantonen Uri, Schwyz und Wallis wird mit einer ähnlichen Methode versucht, Wildunfälle zu verhindern. Die hier verwendeten WEGU Geräte sind optisch-akustische Wildwarner, die je nach Umgebungstemperatur einen anderen Signalton abgeben. Damit versprechen sich die Promotoren, dass sich die Wildtiere nicht an die Geräte gewöhnen. In Österreich sind diese Geräte schon seit 2003 im Einsatz und wurden durch den Biologen Ernst Moser getestet. Er verglich die Unfallsituation drei Jahre vor der Montage der Wildwarngeräte mit fünf Jahren nachher. An den zehn von ihm ausgewählten Teststrecken ist die Unfallzahl um 93 Prozent zurückgegangen. Leider ist die Datenbasis relativ klein, was die Aussagekraft mindert.
Im Vergleich zu den akustischen Geräten aus dem Kanton Zürich, die etwa Fr. 50.- kosten, sind die WEGU-Geräte mit Fr. 14 0.- fast drei Mal so teuer. Sie sind jedoch besser verschweisst und verwenden keine Batterien, da sie den Strom aus Solarzellen beziehen. Dadurch sinken die Unterhaltskosten.
Da sehr viele Faktoren bei Unfällen mit Wildtieren im Spiel sind, ist es sehr aufwändig, die genaue Wirksamkeit der Systeme nachzuweisen. So kann erst eine langjährige Untersuchung aufzeigen, ob ein System wirklich funktioniert und Wirkung zeigt. Interessant wäre ein direkter Vergleich der drei Systeme, um die jeweiligen Vor- und Nachteile detailliert aufzuzeigen. Damit würde ein Instrument geschaffen, das den Verantwortlichen die Möglichkeit gibt, je nach Situation das beste System einzusetzen.
Quelle: Wild info Nr. 2/2010 www.wild.uzh.ch/winfo/winfo_pdf/winfo102.pdf