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1,5 Tonnen Kunstdünger für Skirennen?

18.01.2007 / CIPRA Internationale Alpenschutzkommission
Vergangenes Wochenende fand am Lauberhorn im Berner Oberland das internationale Lauberhornrennen statt. Wie auch für die Ausführenden anderer Skirennen stellte sich die Frage nach den Schneeverhältnissen. Schneit es nicht, war bislang der Einsatz von Kunstschnee gefragt.
Nur sind die Temperaturen derzeit so hoch, dass selbst dieser Einsatz keinen Schnee garantiert. Sehr zugute kommt den Veranstaltern deshalb der Kunstdünger Ammoniumnitrat, auch Blaukorn genannt, der dem Schnee Feuchtigkeit entzieht und so den Gefrierpunkt heraufsetzt. Laut Berichten der schweizerischen "Sonntagszeitung" sollen die Veranstalter am Lauberhorn für die Präparation ihrer Piste 1,5 Tonnen Ammoniumnitrat verwendet haben. Das entspräche der zugelassenen Jahresmenge für eine landwirtschaftliche Fläche von 14 Hektar. Die Veranstalter dementieren diese Angaben, genaue Zahlen liegen zwar nicht vor, aber sie schätzen ihren Einsatz auf 800-900 kg für die Slalompiste.
Dem Bundesamt für Umwelt geht dieser Kunstdüngereinsatz zu weit. Dazu kommt, dass der Kanton versäumt hat, den Kunstdüngereinsatz zu kontrollieren. Allerdings klafft an dieser Stelle eine Gesetzeslücke: Es gibt in der Schweiz keine Regelung für den Einsatz von Kunstdünger auf Skipisten. Im Zuge der aktuellen Diskussion lässt das auch die Landwirte stutzig werden. Für sie herrschen schliesslich klare Regelungen und sie fragen sich, weshalb diese nicht auch für die Organisatoren von Skirennen gelten.
Auch in Cortina/I fehlte der Schnee für ein Skirennen. In 51 Helikopterflügen wurde deshalb Kunstschnee auf die Rennpiste transportiert.
Welche Auswirkung der Klimawandel auf die Skigebiete hat, ist auch Inhalt einer am 13. Dezember 2006 veröffentlichten Studie der OECD. Ihr Ergebnis: Erhöht sich die durchschnittliche regionale Jahrestemperatur um 1 Grad, würden von den 666 Skigebieten in den Alpen nur noch etwa 500 Gebiete als schneesicher gelten. Bei einem Anstieg um 4 Grad wären es gerade noch rund 200, wobei die deutschen und österreichischen Skigebiete besonders betroffen wären.
Quelle und Infos: www.drs.ch/news.html (de), www.taz.de/pt/2006/12/14/a0166.1/text (de), http://gazzettino.quinordest.it/VisualizzaArticolo (it)