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Wie kann der Skitourismus nachhaltiger gestaltet werden? - Wintertourismus und Nachhaltigkeit

29.11.2006 / Françoise Gerbaux
Ist ein nachhaltiger Skitourismus vorstellbar und wie soll er aussehen? Diese Frage löst polemische Reaktionen aus. Konkrete Antworten sind schwer zu finden, aber es besteht eine hohe Dringlichkeit dafür.
Zurzeit lassen erste Indikatoren vermuten, dass einem Teil der Kunden und der Akteure im Tourismus, unter ihnen den lokalen PolitikerInnen, Umweltfragen, wie z.B. der Landschaftserhaltung, den Abfallentsorgungsfragen, etc, immer bewusster werden. Angesichts dieser neuen Erwartungen suchen Skiorte und Berggemeinden nach Lösungen für sektorale Probleme. Es braucht jedoch einen globaleren Ansatz. In diesem Zusammenhang stellt man einen gravierenden Mangel an Fachwissen und Diskussion fest. Angesichts der vielen verschiedenen Standpunkte und Vorstellungen erscheint es schwierig, nachhaltigen Skitourismus zu gestalten.

Nachhaltiger Skitourismus: Sektorale Massnahmen
Erste sektorale Anstrengungen werden unternommen, um die Kriterien der nachhaltigen Entwicklung im Skitourismus zu berücksichtigen. Manche Skiorte, in Frankreich zum Beispiel Montgenèvre, Meribel oder Avoriaz, interessieren sich dafür, ihre Skigebiete mit Hilfe von Audits und Qualitätszertifizierungen zu verwalten. Und Mitglieder von "Perlen der Alpen", wie
Les Gets/F, Werfenweng/A, Arosa/CH und die Orte in der Region Rosengarten-Latemar/I versuchen, die Folgen der Touristenströme auf die Umwelt einzudämmen. Darüber hinaus haben die Verantwortlichen für den Wintertourismus endlich die Bedeutung der sozialen Probleme erfasst. So erhält z.B. die Frage der Lebens- und Wohnbedingungen von SaisonarbeiterInnenn immer mehr Aufmerksamkeit. Bestimmte Gemeinden, wie die in der Region von St. Moritz/CH oder Crans Montana/CH ergreifen Massnahmen, um den starken Druck auf den Immobilienmarkt und das Ungleichgewicht zwischen Zweit- und Hauptwohnsitzen zu reduzieren.
Man kann sich über diese ersten Schritte zu einer Qualitätssteigerung der Skigebiete nur freuen. Über diese Schiene werden auch da und dort Lösungen für Umweltfragen gefunden. Aber dieser sektorale Ansatz ist weit davon entfernt, die Gesamtheit der Probleme zu lösen und starke Widersprüche bestehen weiterhin.

Die Dringlichkeit globaler Überlegungen
Das heute praktizierte Entwicklungsmodell des Wintertourismus erfordert immer kostspieligere Investitionen: Lifte und Seilbahnen stehen immer noch im Mittelpunkt des Systems, und unter erbitterter Konkurrenz wird der Wettlauf im Bereich der Infrastrukturen und der Urbanisierung immer heftiger. Dieser Wettlauf wird verstärkt durch die Entstehung neuer Angebote in Ländern, die erst seit kurzem dabei sind: Andorra oder die Länder im Osten zum Beispiel haben erst kürzlich Skigebiete erschlossen; auf einem eingeschränkten und begrenzten Markt wird der Druck immer intensiver, und die Bewegung weitet sich aus. So kann der Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Wasser, Land und Energie nur schwer in Grenzen gehalten werden.

Ist in diesem Zusammenhang die Schaffung eines Nachhaltigkeits-Labels realistisch und ausreichend? Sollte man nicht eher Druck ausüben, damit auf den verschiedenen Stufen der politischen Institutionen Überlegungen über die weltweiten Folgen unseres Entwicklungsmodells in den Bereichen Infrastruktur, Urbanisierung, Verfügbarkeit von Grund und Boden und die Notwendigkeit der Schaffung von Bodenreserven angestellt werden? Ausser den Skiorten müssen sich auch die französischen Regionen und Departements politisch engagieren, um eine Synthese der Entwicklungen zu erarbeiten, den touristischen Entwicklungen eine neue Richtung zu geben und konkrete Lösungen für eine verbesserte Nachhaltigkeit zu finden. Die Departements Isère und Haute-Savoie bewegen sich in diese Richtung und schlagen den Skiorten vor, Verträge für die Entwicklung von touristischen Aktivitäten als Alternativen zum reinen Skifahren zu unterzeichnen und mitzufinanzieren.

Dieser globalere Ansatz steckt zwar noch in den Kinderschuhen, könnte jedoch dazu führen, dass der Suche nach notwendigen Umsetzungen von echten Alternativen zum Skifahren mehr Bedeutung beigemessen wird, diese Alternativen bekannt gemacht und Versuche in diesem Bereich nicht mehr ignoriert werden. Über die guten Absichten hinaus erfordert ein solcher Ansatz, dass die öffentliche Hand ausreichend Mittel investiert.

Françoise Gerbaux, Forscherin CNRS und Alain Boulogne, MITRA (Mission d'Ingénerie, Touristique, Rhône-Alpes)