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Raumplanung und Hochwasser: Risiken missachtet!

19.07.2006 / Katharina Lins
Nach den Hochwasserereignissen 1999 wurden in Vorarlberg/A zahlreiche Diskussionen unter dem Motto "Lernen aus der Katastrophe" geführt.
In der Theorie ist eigentlich allen klar, dass Flüsse mehr Raum brauchen und dass die Raumplanung ein wichtiges Instrument für den Hochwasserschutz ist, zumal durch den Klimawandel steigende Hochwassergefahr prognostiziert wird.
Die Praxis sieht oft anders aus: Im Gewerbegebiet Bezau-Wilbinger im österreichischen Vorarlberg wurden nach 1999 mehrere Umwidmungen durchgeführt. Von Seiten der Wasserwirtschaft wurden wiederholt Bedenken geäussert, trotzdem wurden Flächen zum Industriegebiet umgewidmet und neue Betriebsbauten errichtet. Genau dieses Gebiet war vom Hochwasser im August 2005 schwer betroffen (siehe Foto). Was sind nun die Folgen? Folge sind unzeitgemäss "harte" Verbauungen an der Bregenzerach und anderen Gewässern, weil kaum Flächen zur Verfügung stehen. Und die Bürgermeister wünschen sich, dass "endlich wieder gewidmet werden darf" - so meinte jedenfalls der Bürgermeister von Reuthe/A in einer öffentlichen Diskussion.
Ähnlich sieht es in Nenzing/A aus: Dort entstanden schwere Schäden im Gewerbegebiet Beschling, welches direkt an dem Fluss Ill gewidmet wurde. Die meisten Widmungen dort sind zwar älter, es wurden aber noch in diesem Jahr gegen den Willen des Naturschutzes zusätzliche Auwaldflächen gewidmet.
Raumplanung bedeutet immer einen Abgleich verschiedener Interessen. Jedoch können sich die Flächenansprüche eines naturnahen Wasserbaus und eines vorsorgenden Hochwasserschutzes kaum gegen andere Nutzungsinteressen durchsetzen. Hinzu kommt, dass nach Schadensereignissen unter Zeitdruck gehandelt wird und dann keine Zeit mehr für grundsätzliche Diskussionen ist. So bleiben nach jedem Hochwasserereignis die Gewässer wieder ein Stück naturferner zurück.